Freitag schickten wir 10 Hunde in ein neues Leben in Deutschland. Erstmalig bei diesem Erlebnis mit dabei war meine Freundin Renate Münter, die seit längerer Zeit unseren Verein unterstützt und hilft, wo es nur geht. Ich habe Renate vor fast zwei Jahren hier auf Zypern kennen gelernt, als sie mich um Hilfe bat, wegen Fido. Fido war ein Hund, der an einer Kette gehalten wurde und... na ja... für Zypern normal, für uns unverständlich.

So zogen also Renate und ich am Freitag los, starteten von Limassol, fuhren der Küste entlang Richtung Paphos und erstmal zu Dr. Maria, um Lola, Minx, Celeste und Debs einzusammeln. Dr. Maria war gerade am operieren und so mussten wir noch kurz warten, bis wir alle Reisenden im Auto verstauen konnten. Minx durfte die Fahrt über bei Renate auf dem Schoss verbringen, was glaube ich beide sehr genossen... Lola schlief in ihrer Box auf dem Rücksitz und Debs versuchte auch so nahe wie möglich an uns heranzukommen.. leider reichte ihre Leine nur bis zu Rückenlehne... ;-)

Am Flughafen trafen wir als erste ein, dann kam Pete mit Hazel und wir liessen Hazel und Debs noch ein wenig ihre Freundschaft intensivieren... So standen wir alle und warteten, Jim Murphy traf ein.. Ruth Baker und plötzlich sagt jemand: Sagt mal.. ist das einer unserer Hunde der da drüben auf dem Parkplatz läuft? Mir fiel mit einem Schlag das Herz in die Hosen und mein erste Blick ging zu den Boxen... aber da waren ja noch nicht mal Hunde drin. Da die Hunde aus unterschiedlichen Richtungen gebracht werde... kenne ich auch nicht jeden einzelnen, aber als ich den Hund erblickte war mir alles klar: Ein ausgesetzter Jagdhund schaute von weit weg mit hocherhobenem Kopf, was sich da bei uns abspielt... Er hörte natürlich unsere Hunde die bellten und sich bemerkbar machte und dadurch war sein Interesse geweckt.

Ich übergab Debs an Pete, schnappte mir eine Leine und dann sah ich auch schon den zweiten Jagdhund, der sich hinter dem ersten versteckt hat... also schnappte ich mir halt zwei Leinen. Langsam überquerte ich die Strasse, versuchte den Hund auf griechisch zu rufen, kauerte mich hin... aber er blieb erstmal stehen. Dann setzte ich mich einfach auf den Bürgersteig und tat so.. als hätte ich eigentlich gar kein so grosses Interesse mehr an ihm... er schaute, trottete stummelschwanzwedelnd auf mich zu und drückte sich ganz fest an mich... Er schmuste und konnte gar nicht genug bekommen und es war.. als wäre er erleichtert, dass er endlich einen Menschen hat. Tja... da war aber noch der zweite Hund... und der war überhaupt nicht so zutraulich.

Ich lief mit dem Jagdhund erstmal zu den anderen.. das Weibchen trottete in einiger Entfernung hinter uns her... Pete konnte dann auch sie einfangen... Pete ist unser Hundeflüsterer und hat eine sensationelle Ausstrahlung und ein unwahrscheinlich tolles Gespür Hunden gegenüber...

So hatten wir also 10 Hunde für Deutschland und zwei weitere.. von denen niemand wusste wohin damit. Ich fühlte mich ziemlich einsam... denn leider ist es für uns alle dieselbe Situation: Die Tierheime sind voll.. also was tun. Wer auch immer kann, hält sich dann mal dezent aus der Affäre heraus. Herr Schoeller kam und erstmal mussten wir uns um unsere Hundis sorgen und die auf die Reise schicken...

Tja.. und dann standen wir immer noch mit zwei Streunern da... Pete und Jim hielten mir die Stange... und blieben, bis ich nach langem hin und her alles organisiert hatte... aber irgendwie war ich doch völlig durch den Wind. Ich war ja die ganze Woche in Limassol... zu PAWS konnten sie erst am darauffolgenden Tag gehen, mitnehmen konnte ich sie auch nicht.. so war mein Plan, sie zu Freunden zu bringen und am nächsten Tag wieder loszufahren (jedesmal 100 km eine Strecke).. und die Hunde zu PAWS bringen... Renate hatte dann eine bessere Idee und wir brachten sie zu Dr. Lambros wo sie auch durchgecheckt wurden. Mein Verdacht auf Leishmaniose beim Rüden hat sich Gott sei Dank nicht bestätigt... Bei Chicka fanden wir so um die 70 Zecken. Für die Hündin war die ganze Prozedur eine zwiespältige Erfahrung. Man konnte sehen, dass sie Angst hat, aber auch trotzdem irgendwie die Aufmerksamkeit und das kraulen genoss...

Inzwischen sind die beiden bei PAWS. Ich hoffe und bete, dass die Hunde ein gutes Zuhause bekommen können, denn man fühlt sich immer verantwortlich, wenn man selber Tiere findet. Für Renate war es auch nicht ganz einfach. Wir sind uns hier das alles gewohnt (ich werde mich trotzdem nie dran gewöhnen...) aber für sie war es wieder etwas Neues. Ich bewundere sie wirklich dafür, wie ruhig und überlegt sie das alles angeht... an dieser Stelle: Herzlichen Dank für deine Unterstützung!!!

Manchmal wird es mir hier zuviel und ich frage mich, wie können diese Menschen das alles tun... Als ich am Montag Renate zum Flughafen brachte... sah ich auf der Rückfahrt einen Jagdhund, der auf der Autobahn lief. Ich hielt an, versuchte ihn einzufangen, aber ich musste die Aktion abbrechen, da er immer wieder Richtung Fahrbahn lief... Sogar die Polizei sah mich und fuhr einfach weiter... Niemand interessierte sich dafür, niemand hat sich auch nur ansatzweise darum bemüht den Hund zu retten und niemand hat auch nur ein bisschen das Tempo gedrosselt... Ich fühle mich auch heute noch hilflos und unendlich traurig, dass der Hund sich nicht entschliessen konnte in mein Auto einzusteigen.. auch wenn ich dann gleich das nächste Problem gehabt hätte und sich mir wieder, wie immer dieselbe Frage stellt: Wohin damit... Es kommt nicht so oft vor, dass ich bete, aber die ganze Rückfahrt habe ich damit zugebracht darum zu beten, dass er entweder gerettet wird, oder wenigstens nicht lange leiden muss, wenn er überfahren wird...

So ist der Tierschutzalltag hier auf Zypern. Mal geht es gut, und mal nicht... mal ist man oben und mal unten und unsere Höhepunkte und unsere treibende Kraft ist die Aussicht, dass wir einigen Hunden helfen können und sie in ein schönes Zuhause schicken. Wer weiss... vielleicht wird unser Traum auch mal wahr, dass wir hier etwas verändern können... jedenfalls verlieren wir auch dieses Ziel nie aus den Augen.

Um nochmal zu Chicka und Jesco zurückzukommen: Chicka ist ein ganz entzückendes Mädchen... sehr ängstlich, hat wohl noch gar keine grossen Kontakte mit Menschen gehabt und wenn, dann ganz sicher keine guten. Sie ist leider läufig und Jesco hat sicher schon ganze Arbeit geleistet, also müssen wir sie sobald wie möglich operieren lassen... das wird in ca. 4 Wochen der Fall sein. Jesco wiederum ist ein wunderschöner Jagdhund, knochendürr zur Zeit, aber wenn er sich erholt, wird er bestimmt ein Traumhund werden. Er ist ziemlich angstfrei, geht auf Menschen zu und ist so eigentlich ganz gut drauf. Er und Chicka scheinen zusammen unterwegs gewesen zu sein und hatten wohl wirklich Glück, denn wenn sie auf die Rollfelder gelaufen wären... hätte man wohl kurzen Prozess gemacht. Sie bleiben jetzt erstmal bei PAWS und ich werde ein Auge auf die beiden halten und hoffe.. dass wir auch für sie ein Zuhause finden können.

Susanne von Büren