ehrlich gesagt, geht es mir heute nicht so gut. Ich hatte nämlich gestern einen Unfall und bin im Krankhaus für Hunde. Wie das passiert ist? Ich weiß es nicht. Vielleicht haben mich meine Zwingernachbarn beim Meditieren gestört und ich bin dann zu schnell aufgesprungen. Auf jeden Fall tat mir auf einmal mein linkes Vorderbein sooo weh, dass ich es noch nicht einmal mehr aufsetzen konnte. Schmerzen kenne ich ja von meiner Arthrose – Sie wissen ja, dagegen bekomme ich immer die Medizinleckerlis – aber dieser Schmerz war schlimmer als alle Arthrose zusammen! Der Shami war ganz aufgeregt, als er mich sah und hat sofort in einen kleinen Kasten gesprochen, den er sich ans Ohr hielt. Und dann hat er mich ins Auto getragen. Obwohl ich versucht habe, mich ganz leicht zu machen, hat er ganz schön geschnauft. Er ist dann gefahren wie der Teufel, das tat mir auch furchtbar weh, aber er wollte mich wohl ganz schnell ins Krankenhaus bringen. Dort kam ein Mann, den ich schon kenne. Das ist der Tierarzt, Sie wissen schon, dem die Zweibeiner Euros geben. Egal, er hat auf jeden Fall dem Shami geholfen, mich auf einen Glitzertisch zu setzen, der war so schmal, dass ich Angst hatte, ich falle gleich wieder herunter. Deshalb habe ich ganz still gehalten. Der Mann hat sich Röhrchen in die Ohren gesteckt, an dem unten ein Teller ist, und damit hat er mich unter dem Bauch und überall gekitzelt. Was das sollte, habe ich nicht verstanden. Und dann hat er mein armes Bein angeschaut, erst mit den Augen und dann mit seinen Händen. Das war nicht schön, sag ich Ihnen. Am liebsten hätte ich geheult, aber das macht man ja nicht als großer, tapferer Kerl, wie ich einer bin. Mit dem Glitzertisch hat mich der nette Mann in ein anderes Zimmer gebracht und sich eine lange Schürze umgebunden, um mich zu fotografieren. Als er dabei wieder mein Bein anfasste, habe ich vor lauter Schmerzen einfach abgeschaltet und bin erst wieder zu mir gekommen, als die Fotos fertig waren. Ich habe mich darauf aber gar nicht wieder erkannt. Und dem Mann haben sie, glaube ich, auch nicht gefallen. Obwohl ich auf den Fotos nicht so schön getroffen bin, war er trotzdem ganz lieb zu mir. Und dann gab er mir sogar ein Leckerli und gleichzeitig piekste es hinten. Ich hab natürlich so getan, als ob ich den Piekser gar nicht gemerkt hätte. Das war schlau von mir, denn dafür hat er mich gestreichelt und mir noch ein Leckerchen gegeben! Komisch, und auf einmal habe ich kaum noch Schmerzen gespürt.

Jetzt liege ich in einem Krankenzimmer für mich ganz allein. Etwas größer könnte es schon sein, aber ansonsten ist es ganz komfortabel. Der Mann und auch einige nette Damen kommen oft vorbei und schauen, wie es mir geht. Was die jetzt hier weiter mit mir vorhaben, weiß ich nicht. Durch die Piekserei bin ich ziemlich müde und meditiere auch zwischendurch. Zum Beispiel, dass ich der erste Weihnachtspatenhund von ganz Zypern werde. Das hat mir nämlich die zweibeinige Rudelführerin im Vertrauen verraten. Also bitte nicht weitersagen! Ich soll ja für jemanden eine Weihnachtsüberraschung werden! Ich weiß nur noch nicht, wie ich es bis dahin schaffen soll, mich so schmal zu machen, dass ich auf so eine Geschenkurkunde passe. Immerhin bin ich ja ziemlich korpulent!

Liebe Leute, drückt mir die Daumen! Aber die Zweibeiner hier werden schon das Richtige tun, damit es mir bald besser geht und ich hier bald wieder rauskomme. Ich vermisse meine Freunde im Tierheim nämlich sehr!

Viele Grüße aus dem Krankenhaus von

Ihrem Chester