Erste Hilfe beim Hund:

Wie kann ich meinem Hund im Notfall helfen?

Erste Hilfe beim Hund kann, wie beim Menschen auch, Leben retten. Wie Sie sich im Notfall verhalten sollten, die Vitalwerte Ihres Hundes überprüfen, verschiedene Notfälle anhand ihrer Symptome erkennen und welche Gegenmaßnahmen Sie treffen bzw. unbedingt unterlassen sollten, erfahren Sie jetzt.

Viele Hundebesitzer sind im Ernstfall nicht in der Lage bei ihrem eigenen oder einem fremden Hund erste Hilfe zu leisten. Das liegt nicht am fehlenden guten Willen, sondern meist an der Angst, etwas falsch zu machen.

Verhalten im Notfall:

- Ruhe bewahren und die Panik nicht auf den Hund übertragen.
- Sie sollten vorsichtig sein,  denn heftige Abwehrreaktionen des verletzten Hundes sind möglich. Viele Hunde   erkennen in dieser Situation und unter Schmerzen nicht ihren Helfer.
- Weiter sollten Sie ihren Hund aus der Gefahrenzone bringen und jede Fluchtmöglichkeit verhindern
- Einen evt. verletzten Hund immer auf die unverletzte Seite legen.

Erste Hilfe bei einem bewusstlosen Hund:

Zunge aus dem Fang ziehen, um eine Erstickungen zu verhindern. Dann den Kopf schräg nach unten lagern, damit Blut, Schmutz und Erbrochenes nach außen abfließen kann. Am besten die Maulhöhle auswischen, falls sich noch Futterreste vom Erbrechen im Rachen befinden. Jetzt schnell den Tierarzt informieren! Der Tierarzt kann dann wertvolle Tipps für die Erstversorgung des Hundes geben. Sie sollten in darüber informieren was ist passiert/ wann ist es passiert/ welche sichtbaren Verletzungen liegen vor und ob der Hund bei Bewusstsein ist. Fahren Sie unverzüglich zum Tierarzt.

 

Wie Sie den Allgemeinzustand eines Hundes kontrollieren:

Atmung: je nach Größe des Hundes sind 15 bis 30 Atemzüge pro Minute (kleine Hunde atmen schneller als große) normal. Die Bewegung des Brustkorbes und der Bauchwand beobachten: wenn man die Hand oder einen Büschel Haare vor die Nase hält, fühlt bzw. sieht man die Atmung.

Kreislauf: den Herzschlag ertastet man auf der linken Seite hinter dem Ellenbogen, zwischen der 3. und 6. Rippe oder im Innenschenkel. 70 bis 130 Herzschläge pro Minute (bei kleinen Hunden mehr als bei großen) sind normal.

Durchblutung kontrollieren: Druck mit dem Finger auf die nicht pigmentierte Mundschleimhaut ausüben. Die Schleinhaut ist dann kurz hellrose bis weiß und wird normalerweise nach 2 Sekunden wieder rosarot. Ist die Mundschleimhaut bereits auch ohne ertasten sehr hell (Kreislauf nicht in Ordnung), gelb (Nieren-/ Leberversagen),oder auch blau (Sauerstoffmangel) schnellstmöglich einen Tierarzt oder eine Tierklinik aufsuchen.

Temperaturkontrolle: die Temperatur des Hundes wird im After mit einem Thermometer gemessen. Die Normaltemperatur beträgt 38 bis 39°C.

 

Symptome und erste Maßnahmen verschiedener Notfälle

Schock

Symptome: Unsicherheit, Taumeln, starkes Hecheln, Atemnot, evtl. Bewusstlosigkeit, häufig Zittern, kalte Ohren, beschleunigte Atmung, blasse Schleimhäute, schneller schwacher Puls. Ein Schock ist lebensbedrohlich!
Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Bewusstlosigkeit: Hund auf die Seite legen, hinten etwas erhöht, Kopf gestreckt, Zunge raus, in eine Decke wickeln, dann bitte unverzüglich Tierarzt aufsuchen.

Atemstillstand

 

Wirklich Atemstillstand oder kurzzeitige Kreislaufschwäche?

Atmung überprüfen. Prüfen, ob Fremdkörper oder Erbrochenes die Atmung blockiert: Kopf strecken, Zunge weit vorziehen und evtl. Fremdkörper entfernen

Herzstillstand

Symptome: Bewusstlosigkeit, keine Atmung, kein Herzschlag/Puls fühlbar und weite Pupillen.

Sie können versuchen eine Reanimation durchzuführen.
Beatmung: Lefzen mit beiden Händen gut zudrücken und geschlossen gehalten. Luft gleichmäßig mit nicht zu viel Druck in die Nase (bei kleinen Hunden in Maul und Nase) blasen. Nach jedem Einblasen eine Pause zum Entweichen der Luft machen, ca. 20-30-mal in der Minute. Beobachten, ob der Hund wieder selbst atmet.
Herzdruckmassage: Achtung Herzdruckmassage nie zu früh anfangen, ein noch vorhandener Herzschlag könnte dadurch gestört werden und niemals am lebenden Tier üben! Hund in rechte Seitenlage, linkes Vorderbein nach vorne, mit der Hand (große Hunde) oder 2 Fingerknöcheln (kleine Hunde) direkt hinter dem Ellenbogen auf den Brustkorb drücken, prüfen, ob das Herz wieder schlägt. Je 15 Stöße, dann beatmen. Bei Welpen Hand von unten an die Brust, Daumen auf die linke Seite, Finger auf die rechte Seite, rhythmisch mit dem Daumen drücken.

Wunden

Wunden sehen oft harmloser aus, als sie sind. Die Tiefe der Verletzung ist schwer beurteilbar und Verletzungen der inneren Organe sind möglich. Deshalb ist bei erster Hilfe am Hund Vorsicht geboten.

Wunde mit Fremdkörper: Niemals sofort den Fremdkörper entfernen, dadurch kann es zu starken Blutungen kommen. Falls die Gefahr besteht, dass der Fremdkörper weiter in die Wunde eindringt oder Abbrechen könnte, mit einem Dreieckstuch, Schal o.ä. außen herum abpolstern. Beim Transport aufpassen, dass der Hund nirgends damit anstößt.

Blutung Stillen: Den blutenden Teil des Körpers hoch lagern. Die Wunde so wenig wie möglich manipulieren. Größere Fremdkörper in der Wunde lassen. Größere Blutungen direkt abdrücken: Kompresse oder ein Verbandpäckchen auf die Wunde drücken.

Druckverband: Die Blutung mit einer Kompresse 2 bis 3-mal umwickeln, dann Druckpolster auflegen und mehrfach stramm umwickeln. Abbinden der Gliedmaße bitte nur als letzte Hoffnung, wenn alle anderen Versuche, die Blutung zu stoppen, erfolglos waren.

Bissverletzungen: Sehen oft harmloser aus, als sie sind. Sie sind immer infiziert und es besteht die Gefahr der Bildung von Abszessen. Die Haut kann durch das Schütteln von der Unterlage abgerissen sein, sodass Wundtaschen entstehen. Hier besteht Infektionsgefahr!

Knochenbrüche

Knochenbrüche sind mit starken Schmerzen verbunden! Den gebrochenen Knochen schonen, Hund möglichst nicht bewegen. Niemals selbst Richtungsversuche am gebrochenen Knochen vornehmen. Offene Brüche steril abdecken. Schienung nur, wenn das Bein extrem instabil ist. Das Bein der Länge nach dick abpolstern und mit einer Mullbinde von unten einwickeln. Niemals von oben anfangen, da sonst ein Blutstau im Fuß entstehen kann.

Fremdkörper im Fang

Symptome: Hund reibt mit der Pfote über die Schnauze, er speichelt und ist am Maul schmerzempfindlich.
Maßnahmen: Mundhöhle auf Fremdkörper inspizieren. Fremdkörper falls möglich nicht selber entfernen. Die Gefahr, dass der Hund beißt oder der Fremdkörper noch weiter in den Rachen rutscht ist zu groß. Bitte Ihren Tierarzt anrufen, den Fall ankündigen und sofort losfahren.

Atemnot

Ursachen können sein: Verengung der Atemwege durch Fremdkörper, Insektenstiche, allergische Reaktionen oder Einatmen von Futter oder Erbrochenem
Symptome: der Hund atmet angestrengt, das Maul ist geöffnet und die Schleimhäute werden blau.
Maßnahmen: Maul und Rachen auf Fremdkörper untersuchen, für frische Luft sorgen und auf dem schnellsten Weg zum Tierarzt fahren.

Augenverletzungen

Symptome: der Hund kneift ein Auge zu, ein Fremdkörper oder die Nickhaut ist zu sehen.
Erste-Hilfe-Maßnahme: den Hund bitte am Reiben hindern.
Verätzung oder loser Fremdkörper: Auge von der Nase weg mit viel Wasser ausspülen.
Vorfall des Augapfels: ein nasses Tuch auf das Auge legen und bitte sofort zum Tierarzt fahren.

Insektenstich

Symptome: Schmerzhafte Schwellung und Rötung.
Bei Allergie: starke Rötung und Quaddelbildung und schlimmstenfalls Schock.
Bei Stichen im Maul oder Rachen: Schluckbeschwerden bis zur Atemnot.
Maßnahmen bei Stichen in die Haut: Stachel entfernen, kühlen und ein schmerz- und juckreizstillendes Gel auftragen. Bei starker Schwellung oder Stiche in den Rachen oder Maul: Eis füttern und sofort zum Tierarzt.

Hitzschlag
Kann im Sommer durch Überanstrengung beim Spaziergang in der prallen Sonne oder im geparkten Auto schnell mal passieren.

Symptome: Hecheln, Speicheln, Kreislaufbeschwerden, Apathie, Bewusstlosigkeit und Krämpfe.
Maßnahmen: den Hund an einen kühlen Ort bringen, in die Seitenlage bei Bewusstlosigkeit - Kopf etwas höher lagern, Körper langsam abkühlen: beginnend an den Beinen mit nicht so kaltem Wasser abbrausen oder in feuchte Tücher wickeln.

Verbrennungen
Verbrennungen bitte sofort mit lauwarmem Wasser abspülen. Bei kaltem Wasser zieht sich die Haut zu schnell zusammen. Nicht reiben und kein Mehl, Quark o.ä. verwenden.

Stromschlag
Die Stromquelle sofort abschalten. Wenn das nicht möglich ist, den Hund mit einem nicht leitenden Gegenstand von der Stromquelle trennen. Brandwunden steril abdecken, Kontrolle der Atmung und des Kreislaufs.

Unterkühlung

Symptome:

  • 37,5 - 35°C: Kältezittern und bläuliche Schleimhäute
  • 35 - 31°C: Apathie, Atmung und Herzschlag verlangsamt
  • unter 31°C: Bewusstlosigkeit und Herz-Kreislaufstillstand

Maßnahmen: vorsichtiges, langsames Erwärmen durch Einwickeln in eine Decke oder Körpertemperatur des Helfers. Bitte schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen.

Vergiftungen
Vergiftungen durch Fressen, Einatmen oder Hautkontakt mit für den Hund giftigen Substanzen. Die Symptome sind je nach Substanz, die aufgenommen wird, extrem unterschiedlich. Giftreste mit zum Tierarzt nehmen. Bei äußeren Verätzungen mit viel Wasser spülen und bei inneren Verätzungen klares Wasser trinken lassen. Bis 1 Stunde nach Giftaufnahme ist es möglich, das Erbrechen mit Salzwasser einzuleiten. Bitte niemals! Erbrechen auslösen, wenn das Gift nicht bekannt ist, der Hund nicht bei vollem Bewusstsein ist, bei ätzenden Substanzen oder schaumbildenden Mitteln. Bei Verdacht auf eine Vergiftung bitte sofort zum Tierarzt!

 

Wir können hier nur Anhaltspunkte vermitteln. Ihr erster Weg sollte im Notfall bitte immer zu einem Tierarzt oder einer Tierklinik führen.