Nicht weit entfernt vom PAWS Tierheim leben Pete und seine Familie in einem Einfamilienhaus auf einem riesigen Grundstück, geradezu ideal für eine Hundepension mit Familienanschluss.
Eine romantische Vorstellung, auf einer sonnigen Mittelmeer- Insel zu leben und den Lebensunterhalt mit dem Hobby „Hunden“ (Petes Frau betreibt noch einen Shop für Hundebedarf und mehr) zu verdienen.
Nicht jedoch, für Menschen die Tiere lieben, wie Pete und seine Familie, dann verselbstständigt sich so ein Traum sehr schnell zum Tierschutz und Überlebenskampf.
Wer auf Zypern lebt und nicht die Augen verschließt wird ständig mit Hunden und Katzen in Not konfrontiert und so erging es auch Pete. Inzwischen leben bei ihm acht eigene Hunde. Bis zu zehn Pflegehunde, die aus verschiedenen Gründen nicht im Tierheim untergebracht werden können und nur noch wenige Pensionsgäste. Was einst als Broterwerb geplant war, ist heute überwiegend eine ehrenamtliche Hunde-Groß-Pflegestelle geworden.
Ich freute mich sehr, als Susi mir ankündigte, dass wir Pete zuhause besuchen würden und ich die Gelegenheit bekam, die „Außenstelle“ des PAWS Tierheimes, mit eigenen Augen zu betrachten.
Die bis zu 30 Hunde, die Pete und seine Familie versorgen, leben alle mit im Haus. Ein Familienmitglied ist immer zu Hause, denn so ein großes und auch wechselndes Rudel kann nicht so einfach alleingelassen werden.
Wir meldeten uns bei Pete telefonisch an und kein Hund war zu erspähen, als wir die „Festung“ – das Grundstück ist durch verschiedene Zäune mehrfach auch gegen Überspringen gesichert – betraten. In Ruhe konnten wir Pete begrüßen und auf der Terrasse Platz nehmen, bevor Pete die ersten fünf Hunde heraus ließ. Wir wurden freudig begrüßt und auch skeptisch beurteilt, je nach Hunde-Typ fiel der Kontakt unterschiedlich emotional aus, aber keiner der Hunde bestürmte oder besprang uns, wie es im Tierheim üblich ist, sobald man einen Zwinger betritt.
Wir bekamen erst unseren Kaffee, bevor Pete uns Suzy und ihre zwei Welpen, die er erst kürzlich von der Straße gerettet hatte, zur Fotosession vorbeibrachte. Suzy, die kleine Zypernpudeldame, zeigte sich uns Fremden gegenüber noch ein wenig ängstlich. Vielleicht hatte sie sich auch noch nicht ganz von ihrem Vorleben erholt. Ihr zum Teil bis auf die Haut heruntergeschorenes Fell war für Suzy zwar eine Erleichterung gegenüber den Verfilzungen, mit denen sie zuvor umgehen musste, ließen sie aber noch zarter, verletzlicher und fast durchscheinend erscheinen. Ihren süßen zwei Babys Chloe und Teddy war sie eine liebevolle Mama. Nach der Fotosession brachte Pete die kleine Familie zurück ins Haus, sie dürfen ungestört, separiert vom restlichen Rudel ihr nun sorgloses Familienleben genießen.
Inzwischen sind mehrere Wochen seit diesem Besuch vergangen und ich freue mich, dass Suzy, Chloe und Teddy bereits ihre Familien gefunden haben und Teddy nun auch schon ausgereist ist.
Die nächsten Hunde, die Pete uns vorstellte, sind zwei besonders ängstliche Hunde.
Goldie erinnert mich an einen riesigen Fuchs, sie ist nun schon 3 Jahre in der Obhut der Tierschützer.
Kurzzeitig war sie auf Zypern vermittelt und als sie zurückgebracht wurde, weil sie einem Freiheitsdrang folgend gerne Ausbruchversuche unternahm, durfte sie zu Pete ziehe, der ihr somit die Chance gab, sich auch an ein Leben im Haus zu gewöhnen.
Goldie fühlt sich sichtlich unwohl in unserer Nähe und ist heilfroh, als Pete sie von der Leine lässt. Sie entfernt sich sofort sehr weit von uns, behält uns jedoch im Auge.
Als nächstes durfte Timmy zu uns auf die Terrasse. Er wurde vor knapp einem Jahr im zarten Alter von wenigen Wochen mit seiner Schwester gefunden und von Petes Familie großgezogen.
Timmy fremdelt und traut sich nicht an uns heran, dennoch bemerke ich seine Neugier. Timmy ist ein sehr hübscher junger Hund, mit fließendem wirklich goldenen Fell fast ein Mini-Golden-Retriever. Es ist mir unverständlich, dass er so lange keine Familie fand.
Timmy durfte bald nach meinem Besuch in eine Pflegestelle nach Deutschland ausreisen und hat Weihnachten schon mit seiner neuen Familie verbracht.
Wieder ein gutes Beispiel, wie wichtig auch die Pflegestellen in Deutschland sind. In der Regel halten die Pflegestellen hier in Deutschland einen oder wenige eigene Hunde und können somit einem Pflegehund mehr Aufmerksamkeit schenken, als es im Tierheim oder in Großpflegestellen möglich ist. Insbesondere für ängstliche oder vorsichtige Hunde oder auch Hunde, die noch kein Familienleben kennen bedeuten die Pflegestellen oft das Sprungbrett in eine Familie. Auch das Kennenlernen kann entsprechend der Bedürfnisse langsam gestaltet werden. Besonders den Hunden, wie Timmy oder Goldie, geht es bei Pete sehr viel besser, als im Tierheim. Dennoch ist eine Einzelbetreuung bei 25-30 Hunden nicht möglich und ängstliche Hunde haben immer eine Möglichkeit sich zu „verstecken“ und können dort nicht den Alltag als „normaler“ Familienhund lernen.
Nachdem wir Goldie und Timmy in Ruhe beobachten konnten, ließ Pete das ganze Rudel hinaus. Ein Hund nach dem anderen lief fröhlich auf die Terrasse und begrüßte uns. Goldie und Timmy entspannten sich jetzt in Sicherheit im Kreise ihres gewohnten Rudels und Timmy kam sogar zu Susi und mir und ließ sich streicheln.
Die Hunde genossen unseren Besuch und einige versuchten auch immer wieder besonders viel unserer Aufmerksamkeit und der Streicheleinheiten zu ergattern. Mistral, eine schwarze Pointerdame mit dem typischen vorsichtigen Wesen dieser Rasse, drückte sich gern von hinten an mich. Annie, eine wunderhübsche Malinois Mix-Hündin gab sich da schon etwas aufdringlicher und kroch fast in mich hinein.
Einige Impressionen unseres Besuches haben wir im Film festgehalten. Die Freude und die emotionale Stimmung, die ich bei diesem harmonischen Rudel empfunden habe, trage ich in meinem Herzen. Mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen und einem warmen Gefühl im Bauch erlebe ich diese Stunden gerne immer wieder in meinen Erinnerungen.
Danke Susi und Pete, dass Ihr mir dieses Erlebnis ermöglicht habt.
Eike Martin