Lucie, 16 Jahre alt, gerade erst ihren Realschulabschluss in der Tasche und seit längerem zusammen mit ihrer Familie stolze Besitzerin eines Zypernhundes... wollte einen Teil ihrer Ferien nutzen, um einen Einblick in die Arbeit unseres Tierheimes (PAWS Shelter) und in den Tierschutz im Allgemeinen zu bekommen.
Zwei Wochen verbrachte sie bei mir und meinem Mann und begleitete mich regelmässig ins Tierheim. Hier ihr toller und ehrlicher Bericht:
2 Wochen Tierschutz bei fast 40 Grad
Am 1 Juli kam ich in Paphos an und Susi empfing mich, wie geplant.
In der Nacht zum 2. Juli nahm Susi mich mit zu einer Nachtfahrt. 2 Welpen mussten nach Larnaka gebracht werden, um ihren Flug nach Hamburg anzutreten. Um 1.30 mussten wir los, da wir um 4.15 am Airport sein mussten.
Die Fahrt dorthin dauerte eine gefühlte Ewigkeit (2 Stunden) und ich hatte bereits auf dem Hinweg mit meiner Müdigkeit zu kämpfen, obwohl ich nicht Autofahren musste. Nach gefühlten 100 Stunden kamen wir endlich am Flughafen an und der Flugpate empfing und schon.
Am Flughafen selbst ging das Warten dann weiter. Die Hunde mussten eingecheckt und geprüft werden und so verbrachten wir mal eben locker die nächsten 1, 5 Stunden am Flughafen.
Auf der Rücktour war ich dann leider so müde und fertig, dass ich einschlief und Susi nicht mehr unterhalten konnte (sorry nochmal dafür :) ).
Nachdem wir am 2. Juli morgens endlich wieder zu Hause ankamen, waren wir beide so müde, dass wir beschlossen hatten nicht mehr ins Tierheim zu fahren, sondern Pause zu machen.
An meinem 3. Tag ging es dann endlich morgens früh ins Tierheim. Ich war sehr überrascht, als ich sah wieviele freiwillige Helfer morgens früh aufgestanden waren, um mit den Hunden spazierenzugehen.
Als Susi mir das Tierheim zeigte, fielen mir einige Hunde auf, die seit meinem letzten Besuch im letzten Jahr, immer noch nicht vermittelt waren. Wir fingen an die Isolationskäfige zu säubern, die leider mitten in der prallen Sonne waren.
Ich bemerkte erst zu diesem Zeitpunkt, dass Tierschutz nicht nur kuscheln und füttern heißt. Denn bei 36 Grad in praller Sonne, fiel mir schon allein das Fegen des Zwingers enorm schwer, so daß ich nach dem ersten, eine Pause machen musste.
Am Nachmittag fingen wir an den Hunden Antizeckenmittel zu geben, da das ganze Tierheim große Probleme mit den Viechern hat. Zwischenzeitlich machte ich mir immer Gedanken wie teuer das ganze Zeug wohl sein mußte... wenn ich bedenke, was die Zeckenbehandlung bei unserem Hund zu Hause gekostet hat.
Ebenfalls mussten wir Tabletten füttern, da leider momentan viele Hunde mit dem Giardia Virus infiziert waren.
Nach diesem ersten „richtigen“ Tag war ich echt froh, als wir gegen 13.00 einfach wieder nach Hause fahren konnten und ich mich schlafen legen konnte.
Die nächsten Tage verliefen ähnlich, wir fingen an, die Hunde die im Fellwechsel waren zu bürsten (gefühlt könnte man aus der Wolle die da raus kam 200 Pullis stricken).
An Tag 4 fuhr ich mit Matthew, dem Leiter des Tierheims zum Tierarzt, da Blutteste gemacht werden mussten. Es verlief zum Glück alles gut und wir konnten schnell wieder ins Tierheim, denn dort gab es eigentlich immer etwas zu tun.
An diesem Tag wurde Mogli, eine Schäferhund Welpe, plötzlich in seinem Rudel attackiert und musste ebenfalls zum Tierarzt gebracht werden.
Meinen 5. Tag habe ich viel bei Vesa, einer kleinen Welpen Dame verbracht. Sie hatte den meist tödlich endenden Parvo Virus überlebt und konnte lange Zeit dadurch nicht angefasst werden. Jedoch ist sie sehr verspielt und liebt den Kontakt zu Menschen.
Tag 6 fing nicht so schön für uns alle an. Ich hatte mir geschworen, die ganze Sache mit den Hunden nicht so nah an mich ran kommen zu lassen, da ich einfach Angst hatte einen „psychischen Schaden“ zu bekommen ... jedenfalls waren wir wieder auf dem Weg zum Tierheim und Susi bekam auf dem Weg einen Anruf von Matthew, dass Prince (ein großer dicker Hund, der sein Besitzer verloren hatte) kollabiert sei...
Wir fuhren also direkt zum Tierarzt und trafen uns mit Matthew und Prince. Es fiel Prince sehr schwer zu atmen und als er auf dem Behandlungstisch lag, fingen alle an sich die Tränen zu verkneifen... selbst ich, obwohl ich nichts mit diesem Hund zu tun hatte, musste mich irgendwie zusammen reißen... Der Blick in dieses traurige hilfesuchende Hundegesicht war einfach herzzerreißend. Zu wissen das man nichts für ihn tun kann... einfach schrecklich.
Prince war mit Huska einer Hundedame vor kurzer Zeit ins Tierheim gekommen, da wie schon geschrieben der Besitzer verstorben war... beide sahen totunglücklich aus und fingen andauernd an aufzuheulen ... für alle stand nach diesem Zusammenbruch fest, dass die Hunde nicht im Tierheim bleiben konnten.
Susi und Matt fragten wirklich alle Menschen, die sie kannten, ob jemand die beiden bei sich aufnehmen könne, doch es gab einfach niemanden ... In letzter Hoffnung startete Matt einen Aufruf im Radio, leider auch ohne Erfolg 🙄
Am späten Nachmittag bekamen wir dann die Nachricht, dass Prince beim Arzt verstorben war. Sein Tod nahm alle mit, aber wohl am meisten Huska, sie schrie die nächsten Tage ohne Pause nach Prince und als man immer noch keine Lösung für Huska hatte, beschloss Matthew, sie bei sich aufzunehmen.
Die nächsten Tage verliefen alle sehr ähnlich: Zwinger säubern, Antizeckenmittel geben und Medikamente füttern...
Mittwoch passierte leider noch etwas nicht so schönes... ein Hund aus dem Rudel wurde tot gebissen... Als wir ihn fanden, muss ich ehrlich gesagt zugeben, dass ich glaube, die einzige war, die das nicht so mitgenommen hat.
Natürlich war das ein Schock, die anderen Hunde blutüberströmt zu sehen, aber ich wollte einfach versuchen, das Ganze nicht so nah an mich rankommen zu lassen. Im nachherein haben sich alle Vorwürfe gemacht, aber ich denke einfach, das es keiner von uns hätte verhindern können und es einfach so kommen sollte.
An meinem letzten Tag im Tierheim hatte ich dann nochmal volles Programm, da freiwillige Helfer krank geworden waren, musste ich ran und ein paar Zwinger säubern... fegen, wischen und Wasser auffüllen und auch hierbei muss ich einfach zugeben, dass mich das echt ziemlich angestrengt hat. Man denkt gar nicht wie schwer so eine Arbeit ist. Ich musste nach spätestens dem 2 Zwinger eine Pause machen und was trinken, weil ich einfach fertig war. Mir wurde schwindelig, obwohl ich nicht wenig getrunken hatte.
Am Mittag auf dem Weg zum Tierarzt fanden Susi und Matt dann noch einen kleinen Welpen auf der Zufahrtsstraße zum Tierheim. Er war ca. 4 Wochen alt und schrie wie ein Kleinkind.
Den Rest des Tages kümmerten sich die beiden dann eigentlich nur noch darum irgend eine Pflegestelle für den Kleinen zu finden, da er einfach zu jung war um im Tierheim zu bleiben. Zum Glück gab es Menschen, die sich bereit erklärt hatten den Kleinen bei sich aufzunehmen. Auch wenn sie selbst schon völlig ausgelastet waren mit eigenen Hunden.
Wir verbrachten dann noch Zeit damit Hunde in andere Zwinger umzusetzen und Transportboxen vorzubereiten für Hunde die am Wochenende fliegen sollten.
Dann lernte ich Stephie kennen, eine kleine Hundedame, die am Sonntag mit mir zusammen zurückfliegen sollte nach Deutschland. Abschließend kann ich eigentlich nur sagen, dass wir alle dankbar seinen können, für solche Menschen wie Susi, Matt und alle anderen, die sich um Hunde mit solch einem Schicksal kümmern.
Man sollte einfach mal realisieren, dass hinter Tierschutz noch mehr als Hunde kuscheln und spazierenführen steckt... nämlich harte Arbeit!
Ich kann nur alle Menschen auffordern zu helfen, wo sie nur können, denn ohne unsere Hilfe, wären viele dieser Hunde nicht mehr am Leben.
Nachtrag in eigener Sache: Wir haben uns sehr gefreut, Lucie bei uns zu haben. Im Tierheim, wie auch in unserem Haus, war sie ein sehr angenehmer und interessierter Gast.
Natürlich haben wir von PAWS auch ein Schreiben ausgestellt, damit Lucie etwas in der Hand hat... und ihrem Lebenslauf etwas beizufügen hat. ;-)
Wir sind immer gerne bereit, Einblick in unsere Arbeit zu geben. Natürlich müssen geeignete Termine gefunden werden und man muss bereit sein, wirklich Einsatz zu zeigen. Ebenso sollte man darauf gefasst sein, das man nicht nur die schönen Seiten zu sehen bekommt... Man sollte auch keine Berührungsängste mit Hinterlassenschaften von Hunden haben... ;-)
Lange ausschlafen ist leider nicht... denn unsere Arbeit beginnt frühmorgens und endet dafür meist Mittags... aber auch da kann es mal anders kommen als gedacht und man rennt vielleicht noch mitten in der Nacht irgendwo herum, um einen Hund zu finden.
Eine Unterkunft im Stil von Bed and Breakfast kann organisiert werden.
Wenn jemand mobil ist und sich ein Auto mieten möchte, kann man den Nachmittag zum Sightseeing oder für den Strand nutzen. Zypern hat viel zu bieten.
Interessierte melden Sich bitte bei Zypernhunde, die die Anfragen dann weiterleiten.