Nach den vielen Jahren Erfahrung mit Leishmaniose, habe ich keine Sekunde gezögert, als ich das Bild einer wunderschönen Settermischlingsdame aus Rhodos auf Facebook entdeckt habe. Der Settervirus hat meinen Mann und mich mit der Rettung unseres ersten Iren, Rufus, befallen. Rufus haben wir hier auf Zypern halb verhungert und krank gefunden, aufgepäppelt und behalten. Der liebste und beste Hund ever, der uns nach viel zu kurzer Zeit aufgrund einer nichtregenerativen Anämie verlassen hat.
Als Tierschützerin konnte ich viele Jahre lang nicht verstehen, wie man sich für Rassehunde entscheiden kann. Für mich kamen immer nur die armen Seelen oder eben Tierheimhunde, Mischlinge in Frage... bis Rufus diese Meinung über Bord warf. Als ich Danais Bild sah, war es um mich geschehen. Obwohl es hier auf Zypern genug Hunde gibt, die ein Zuhause suchen, wollte ich genau diesen einen Hund haben. Sie wurde auf Facebook beschrieben und es wurde auch kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie Leishmaniose hat, die aber unter Kontrolle war und sie inzwischen auch negativ getestet wurde. Auch wenn es anders gewesen wäre, hätte ich nicht gezögert. Nach Kontaktaufnahme mit dem Pflegefrauchen, flog mein Mann nach Rhodos und brachte Danai mit sich zurück.
Sie war viel kleiner als erwartet, aber das tat meiner Verliebtheit überhaupt keinen Abbruch. Sie war auch in meinen Augen viel zu dick, aber mit Diäten für Hunden kenne ich mich aus... (bei mir selber leider nicht... ;-). Die ersten 24 Stunden war Danai komplett durch den Wind und so erstaunte es mich auch nicht, dass sie nicht wirklich fressen wollte. Aber auch in den nächsten Tagen war es schwierig, etwas essbares in sie hineinzubringen. Trotz engem Kontakt mit dem Pflegefrauchen und dem vorsetzen ihrer Lieblingsspeisen, rümpfte sie nur angeekelt die Nase und lief weg.
Es half alles nichts... Wir mussten zum Tierarzt der sofort eine Gastritis feststellte. Wir starteten die Behandlung, aber nichts änderte sich. Sie nahm mehr und mehr an Gewicht ab und dann begann erst der eigentliche Albtraum. Sie bekam extrem starkes Nasenbluten. Nichts konnte den Blutfluss stoppen... Wir versuchten alles mögliche und auch der Tierarzt war ratlos. Das Blut floss, als hätte man eine Schleuse geöffnet.
Spätestens da wurde mir klar: Sie hat einen Leishmanioseschub. Noch nie in all den Jahren hatte ich so etwas erlebt. Zu 99 Prozent gingen unsere Leishmaniosehundegeschichten gut aus und die Hunde hatten ein gutes Leben... und ich schreibe von vielen Hunden, die wir im Tierheim hatten. Nur sehr wenige haben wir verloren, meistens durch Nierenversagen.
Ich war fassungslos. In meiner eigenen Selbstüberschätzung dachte ich, ich kann mit Leishmaniose umgehen... und dann sah ich das andere Gesicht der Krankheit. Auch der Tierarzt wusste bald nicht mehr weiter und auch er hatte etwas in diesem Ausmass noch nie erlebt. Er sprach mit seinem Professor in Griechenland, fragte andere Kollegen um Rat... wir versuchten alles möglich, aber nichts half wirklich. Wir machten zwei Bluttransfusionen, da sie sonst verblutet wäre... Wir mussten Zeit kaufen, wenn wir sie retten wollten. Auch einschläfern stand von der Seite des Tierarztes zur Diskussion, aber das kam für uns nicht in Frage. Es mag sich komisch anhören, aber wir waren uns einig, dass wir kämpfen werden... und falls sie verblutet, würde sie sanft einschlafen.
Inzwischen habe ich eine eigene Meinung zum einschläfern von Hunden entwickelt, da ich mehrfach feststellen musste, dass das einschläfern nicht aus Gründen des Mitfühlens und ersparens von Schmerzen geschieht, sondern einfach nur, um dem Besitzer das Leben zu vereinfachen. Gerade in Fällen wie Nasenbluten oder anderen Krankheiten, die mit Verschmutzungen etc. zusammenhängen. Das hat mir auch der Tierarzt so bestätigt und war verwundert, dass wir trotzdem weitermachen wollten.
Ich weiss nicht mehr, wie oft wir Wände geschrubbt haben... Böden... Teppiche weggeworfen. Manchmal sind wir frühmorgens aufgestanden und das Wohnzimmer sah aus, als hätte man ein Schwein geschlachtet. Oft sassen mein Mann und ich auf dem Sofa und heulten uns die Seele aus dem Leib, weil wir ja auch sahen, dass Danai sehr schwach war. Sie wollte in dieser Zeit nichts mehr fressen und früher hätte ich gesagt: Das ist das Zeichen, dass sie nicht mehr will... wir müssen sie erlösen. Trotzdem machten wir weiter... Wir mussten sie unter Zwang ernähren, was für uns beide eine enorme Belastung war. Mal war mein Mann so weit, dass er aufgeben wollte... dann wieder ich. Es war eine Achterbahn der Gefühle. Nicht nur für uns, sondern auch für Danai.
Es dauerte 2 Monate, bis wir endlich alles im Griff hatten. Noch heute wissen wir nicht, was genau sie gerettet hat... Ich bin der Überzeugung, dass die Impromune-Tabletten viel dazu beigetragen haben. Danai hat kein Nasenbluten mehr... sie ist der fröhlichste, lebensfreudigste Hund den ich kenne und ich glaube, inzwischen ist auch sie froh, dass wir so gekämpft haben. Auch wenn ich nie mehr ihr Gesicht vergessen werde, wenn wir sie gefüttert haben...
Danais Leishmaniose lässt sich übrigens heute nicht mehr nachweisen. D.h. auch sie wird wieder negativ getestet.
Durch sie habe ich gelernt, dass man Leishmaniose trotz allen guten Erfahrungen, eben doch niemals auf die leichte Schulter nehmen darf. Der Flugstress hat ihr einen Schub verpasst, wie ich es noch nie erlebt habe. Bei all den Hunden, die wir bis jetzt in einen Flieger gesetzt haben, ist das meines Wissens bis jetzt noch nie so geschehen... aber trotzdem kann es eben passieren.
Susanne von Büren