Chaplin's Geschichte beginn im Oktober 2013. Ein auf Zypern lebendes deutsches Ehepaar sah auf einem Spaziergang mir ihren Hunden einen spindeldürren, schwarz-weissen Jagdhund, der sie aus der Ferne beobachtete. Der Hund war so ängstlich, dass es während Wochen nicht gelang ihn einzufangen, aber er blieb in der Nähe. Dann kam der Tag, an dem der Hund zu schwach war um wegzurennen. Er blieb einfach liegen und ergab sich seinem Schicksal... und so begann seine Reise ins Glück.
André und Silvia nahmen den geschwächten Hund mit nach Hause. Schnell war ein Name gefunden: Chaplin. Chaplin's Farbe und sein sehr eigener Gang, aufgrund seiner O-Beine... gaben dazu den Ausschlag.
Chaplin wurde ein paar Tage lang aufgepäppelt und benahm sich während dieser Zeit hervorragend. Er zerstörte nichts, war fast vom ersten Moment an stubenrein, verstand sich mit den Hunden und den Katzen. Trotzdem war klar, dass er nicht bleiben konnte und es fiel seinen Rettern sehr schwer, ihn im Tierheim abzugeben.
Im Tierheim wurde dann auf seiner Reise ins Glück erstmal ein längerer Halt eingelegt. Chaplin baute mehr und mehr ab. Er verlor noch mehr an Gewicht und wurde wieder zum knochendürren Jagdhund, den man ein paar Tage zuvor gerettet hat. Dies obwohl man zusätzlich fütterte und er alles Futter fast inhalierte.
Chaplin ist einer der Hunde, die in der Umgebung des Tierheimes einfach nicht glücklich sein können. Sie kommen nicht zur Ruhe, sind ständig in Bewegung und auf der Hut und so können sie auch kaum Gewicht zunehmen.
Man versuchte Chaplin in ein Rudel zu integrieren... aber schnell stellte sich heraus, dass das nicht klappt. Nicht, weil Chaplin sich nicht mit anderen Hunden versteht, sondern, weil er die Nähe des Menschen sucht. In jedem Rudel, in dem er war, büxte er schon nach kurzer Zeit aus. Kein Zaun war für ihn hoch genug, nichts konnte ihn stoppen. Er konnte schliesslich die Stimmen der Menschen hören, die im Tierheim arbeiteten, und zu denen wollte er. Verlockend war natürlich auch der Geruch aus der Futterküche und auch dort konnte man bei den diversen Ausbrüchen einen kurzen Halt einlegen.
Chaplin verliess dabei nie das Gelände des Tierheimes, trotzdem beschloss man, das man ihn dann in Einzelhaft in einen speziell abgesicherten Zwinger stecken muss, auch, um ihn zu schützen.
Er wurde schnell zum Liebling vieler Pfleger und auch die Gassigänger stritten sich schon fast darum, wer jetzt mit Chaplin spazieren gehen durfte. Es war einfach seine ganz besondere Art, sein Wesen, seine Ausstrahlung. Man kann es nicht beschreiben, man muss diesen Hund erlebt haben um es zu verstehen...
Viele Menschen litten darunter Chaplin leiden zu sehen. Er gab es uns nicht wirklich zu spüren, aber man konnte es sehen. Jede Rippe, jeder Knochen... ständig lief er im Zwinger herum, drehte seine Runden ohne Unterbruch, manchmal mit einem Spielzeug in der Schnauze und jeder von uns wünschte sich, dass endlich jemand kommt und sagt: Ich will diesen Hund haben!
Und dann war es so weit: Eine Pflegestell in Deutschland wollte Chaplin in Pflege nehmen. Die übliche Routine begann und als erstes wurde Chaplin zum Tierarzt gebracht, um sein Blut auf Krankheiten wie Ehrlichiose, Anaplasmose und Leishmaniose zu testen.
Das Ergebnis schockierte uns alle. Anaplasmose war positiv, was für uns kein Problem darstellte... aber auch Leishmaniose zeigte positiv an. Wir versuchten ruhig zu bleiben, denn bei den Snaptests, kann es auch mal zu falschen Anzeigen kommen und wir beschlossen, wir senden das Blut nach Nicosia um es dort mit der sicheren IFAT-Methode testen zu lassen. Gesagt getan... und das Warten auf das Testergebnis begann. In der Zwischenzeit starteten wir natürlich die Behandlung gegen die Anaplasmose, 3 Wochen Doxicyclin und ebenso verabreichten wir Allopurinol, damit wir keine Zeit verlieren, falls auch das andere Ergebnis positiv zurückkommt. Der Tierarzt machte uns sogar noch Hoffnungen, da Chaplin zwar mager war, aber sonst keine Symptome einer Leishmaniose zeigte. Nichts... keine vergrössterten Lymphknoten, einfach nichts.
Nach ca. einer Woche war das Ergebnis da: Positiv! Wir waren alle sehr, sehr traurig, da wir wussten, was dies nun bedeutet. Wir müssen Chaplin einschläfern, wer will schon einen Hund mit Leishmaniose und das Tierheim kann ihn nicht als Dauerinsassen behalten, da der Zwinger dringendst benötigt wird.
Aber Chaplins Reise ins Glück ging weiter. Der kurze Zwischenstopp wurde beendet und die Nachricht kam aus Deutschland: Die Pflegestelle nimmt Chaplin trotzdem. Wird ein Zuhause in Deutschland gefunden, fein... wenn nicht, kann er in der Pflegestelle bleiben. Wir waren alle unsagbar glücklich darüber und nicht nur wir Frauen hatten Tränen in den Augen. Auch Pete und Matthew konnten es sich nicht verkneifen...
Ich führte diverse Telefonate mit der Pflegestelle und die Freude auf Chaplin war gross, aber dann geschah das völlig Unerwartete: Eine Interessentin für Chaplin war da. Noch bevor er in Deutschland angekommen ist, interessierte sich ernsthaft eine Familie aus München für den unseren Chaplin.
Auch mit dieser Dame wurden einige Telefonate geführt und schnell war klar: Ein Traumzuhause ist gefunden! Die Art und Weise, wie man mit allen Informationen umging, die Vorfreude die zu spüren war... es passte einfach, dessen waren wir uns alle sicher. Sogar ein Termin in der Uniklinik wurde bereits für Chaplin gemacht, um ihn dort nochmals durchchecken zu lassen... an alles wurde gedacht.
Wir benötigten allerdings noch einige Wochen Zeit für die Vorbereitung. Erst musste die Anaplasmose Behandlung abgeschlossen werden, dann erst konnte die Vorbereitung beginnen und wir mussten schliesslich auch noch einen Flug nach München finden.
Leider gelang uns das nicht. Die Interessentin Susanne erklärte sich zwar bereit auch nach Hamburg zu fahren, aber unser Ziel war eigentlich, dass Chaplin so wenig Stress wie nötig ausgesetzt wird... und so einigten wir uns nach langem Überlegen auf einen Flug nach Frankfurt. Dieser Flug fand zwar im Frachtraum statt, aber wir wussten, dass die Weiterreise von Frankfurt nach München für Chaplin die reinste Erholung werden wird... so gingen wir das Projekt an.
Nach einem Anruf bei meiner Freundin Renate, die mich immer wieder bei solchen Aktionen unterstützt, war klar, dass sie mal eben die ca. 600 km von Tür zu Tür fahren wird. Sie freute sich sogar, da es für sie immer wieder eine grosse Freude ist, wenn sie einem Zypernhund helfen kann. Der Kontakt zwischen Renate und Susanne war schnell hergestellt und das i-Tüpfelchen war, dass Silvia, die Frau die Chaplin damals gerettet hat, Flugpatin sein sollte und Chaplin nach Frankfurt mitnehmen konnte... so schloss sich irgendwie wieder der Kreis von Chaplins Reise ins Glück.
Alles lief absolut reibungslos. Chaplin kam einigermassen entspannt an und da er die Tage vor der Abreise noch bei Silvia und André verbracht hatte, wurde er auch gleich von einer Bezugsperson aus der Box genommen. Es wurden viele, viele Tränen vergossen, da alle einfach zutiefst gerührt waren, dass dieser Hund endlich seine Chance bekommt. Schnell waren alle Formalitäten erledigt und Chaplins Weiterreise von Frankfurt nach München konnte beginnen.
Bequem auf dem Rücksitz im Auto, den Kopf auf Renates Schoss... so lässt es sich doch reisen. Chaplin verschlief die halbe Fahrt und nur ab und an schaute er, ob er auch wirklich nicht träumt und da immer noch eine Hand ist, die ihn krault und streichelt... und da war ja auch noch sein Glücksschwein, das ihm von Renate überreicht wurde...
Die Ankunft in München wurde sehnsüchtig erwartet, denn schliesslich wartete dort auch noch ein anderer Hund... und man hoffte, dass die beiden sich verstehen. Aber auch das lief alles gut ab. Alle Menschen waren mehr als glücklich, Chaplin wurde schnell als Traumhund bezeichnet, der Ersthund war noch ein wenig verwirrt, da er sich auch erst mit Chaplin anfreunden musste... aber alle sahen: Das wird was!
Inzwischen sind ein bisschen mehr als 2 Wochen vergangen. Eine unglaublich kurze Zeit, in der Chaplin in seiner Familie lebt, als hätte er nie etwas anderes getan. Sein Fell ist glänzend geworden, er hat 5 kg Gewicht zugelegt und hat nun sein Idealgewicht, er geht täglich spazieren und weil er so bewegungsfreudig ist, nimmt man auch mal das Fahrrad, damit die Hunde richtig rennen können... Chaplin hat ein Traumleben und seine Familie sagt immer wieder: Unser Traumhund!!!
Es ist gerade für mich, als Halterin von 2 Leishmaniosehunden bewegend und es macht mich sehr glücklich, das auch solche Hunde ihre Chance bekommen. Mein eigener Hund lebt seit 7 Jahren damit, ohne Probleme... meine Pflegehündin Sunny habe ich seit November und auch sie ist mit Allopurinol inzwischen sehr gut eingestellt und zeigt keinerlei Symptome. Es fällt uns hier auf Zypern unwahrscheinlich schwer, in dem Wissen, das es ein Leben mit dieser Krankheit gibt, genau diese Hunde aufgrund ihrer Diagnose einschläfern zu lassen... aber oft gibt es keine andere Möglichkeit.
Wir möchten uns von Herzen bedanken bei Silvia, André, Pete, Matthew, allen Helfern bei PAWS, Renate, Hrn. Rinne, Fido und bei Susanne und ihrer Tochter, die Chaplin bei sich aufgenommen haben, bei Andrea, die mit ihrem Angebot Chaplin bei sich aufzunehmen den Stein ins Rollen gebracht hat... einfach bei allen, die irgendwie an diesem tollen Happyend beteiligt waren.
Ich bekomme auch jetzt noch regelmässig Fotos, Videos oder Anrufe und jedesmal fällt das Wort: Traumhund!!! Und genau das ist Chaplin.
Susi von Büren / CYDRA