Und wer auch immer der hübschen Pointer-Dame im PAWS Shelter diesen Namen gab, hatte vielleicht die Bedeutung des Platon im Sinn: „Die zoe ist an ein Schicksal gebunden und kann gut oder schlecht gelebt werden“.
Zoe hat in ihrem kurzen Leben schon beide Seiten ausgiebig erlebt, welches wohl ihr Schicksal ist?
Ich hatte das große Glück Zoe während meines kurzen Zypernbesuchs im November 2015 näher kennen zu lernen. Ihre Vorgeschichte ist kurz und bewegend. Eines Tages tauchte Zoe verletzt auf der Hauptstraße vor dem Tierheim auf, wahrscheinlich war sie in der Nacht dort ausgesetzt worden. Natürlich wurde sie aufgenommen und versorgt. Sie zeigte riesige Angst vor den Menschen und war sehr unterwürfig auch den anderen Hunden gegenüber. Sie fiel sie dann kurze Zeit später leider eine Attacke der anderen Hunde zum Opfer und weil ihre schweren Wunden im Tierheim einfach nicht heilen wollten, nahm Matthew, einer der Tierheimleiter, Zoe mit nach Hause, um sie zu pflegen. Zoe hat sich in der Pflegestelle nicht nur körperlich bestens erholt. Vor allem lernte sie, dass Menschen und auch andere Hunde nicht nur böse sind. Matthew und Zoe sind ein tolles Team geworden. So könnte man meinen Zoes Schicksal hat sich zum Guten gewendet. Aber leider lassen die Umstände es nicht zu, dass Zoe dauerhaft bei Matthew leben kann.
Matthew nimmt Zoe an seinen Arbeitstagen mit ins Tierheim, damit sie nicht den ganzen Tag allein zu Haus ist – aber vor Ort im Tierheim hat er auch kaum Zeit für Zoe und so kam ich ins Spiel.
In den ersten Sekunden, die ich Zoe traf, schauten mich ihre großen, angsterfüllten Augen von unten herauf an. Sie kroch unter die Bank auf der Matthew saß und suchte hinter seinen Beinen Schutz. Ich setzte mich einfach einen Meter entfernt auf den Boden seitlich neben die Beiden und sah Zoe nicht an.
Mit Fleischwurst versuchte ich sie aus ihrem Schutzraum zu locken und es klappte. Sehr vorsichtig, in kleinen Schritten schob sie ihren Körper in meine Nähe, die Nase voran. Schon nach wenigen Test-Fleischwurstwürfeln, die Zoe vom Boden nahm, kroch sie nicht zurück, sondern blieb neugierig neben mir. Im nächsten Schritt musste sie sich die Wurst von meiner offenen Handfläche holen. Nach knapp 20 Minuten war Zoe selbst wenn ich sie ansah gierig bei mir, um die Wurst zu holen.
Die ersten Streichelversuche ließen Zoe wieder etwas zurückschrecken, aber auch nicht dauerhaft.
Matthew war überrascht und ein wenig Stolz auf „seine“ Zoe – denn es war das erste Mal, dass sie ein Leckerli von einer fremden Person nahm. Da Zoe inzwischen gut und gerne mit einzelnen anderen Hunden spielt, holten wir noch die kleine Saskia und gingen gemeinsam in den „Spielpark“. Dort ließen wir die Hunde toben und Zoe ließ sich auch von mir ein wenig animieren. Als allerdings Matthew das Gelände verließ, wurde Zoe unruhig und unsicher. Immer wieder wollte sie Anlauf nehmen, um den Zaun zu überspringen und Matthew zu folgen. Es war kaum möglich Zoes Konzentration weiterhin bei uns zu behalten. Wir beendeten das erste Kennenlernen, denn an diesem Tag hatten Susi und ich noch einen weiteren Termin.
An meinem Abreisetag hatte ich erneut Gelegenheit Zeit mit Zoe zu verbringen. Matthew brachte Kate zum Flughafen nach Larnaca und würde stundenlang unterwegs sein. Er ließ Zoe, die es sich neben mir auf dem Sofa bequem gemacht hatte, in Susis und meiner Obhut. Ich genoss die Sofa Zeit mit Zoe, die sehr aufgeregt war, als Matthew aus ihrem Blickfeld verschwand, sehr. Es waren zu dem Zeitpunkt auch einige Besucher im Tierheim und es herrschte Betrieb. Zoe drückte sich an mich und beobachtete das Treiben. Ich bemerkte ihre Anspannung, die jedoch nach einigen Minuten in meinen Armen langsam nachließ. Zoe hat ein samtweiches Fell und genauso einen Charakter. Sie ist eine ängstliche Hündin, aber auch neugierig und lernbereit. Ihre anfängliche Skepsis setzt sie bei entsprechend vorsichtigem Umgang schnell in Vertrauen um. Wir kuschelten eine Weile und ich genoss Zoes Zartheit bevor wir Zoe für eine Weile in einen Zwinger brachten, denn wir hatten noch einige Arbeiten vor meiner Abreise zu erledigen. Zoe folgte uns, blieb aber eingeschüchtert und unglücklich im Zwinger zurück.
Als wir sie später zu einem Spaziergang aus ihrem Zwinger holten, begrüßte Zoe uns mit großer Freude. Wir blieben noch eine Weile gemeinsam mit ihr im Zwinger, und wie durch ein Wunder nahm sie nun auch erstmalig freudigen Kontakt mit Susi auf. Wir boten ihr Leckerlis an, die sie von uns beiden ohne Angst gierig einforderte. Fröhlich machten wir uns auf einen kurzen Spaziergang, auf dem Zoe deutlich aufblühte. Wir waren nun keine Fremden mehr für Zoe und sie schien zu merken, sie konnte uns beiden vertrauen und ihren Schnüffeleien nachgehen. Zurück im Shelter, nahm sie wie selbstverständlich neben Susi auf dem Sofa Platz und kuschelte. Wir waren beide verwundert, innerhalb welcher kurzen Zeit Zoe ihre Angst vor uns verloren hatte.
Als Matthew am Nachmittag aus Larnaca zurückkam überraschte uns Zoe nochmals. Wir hätten erwartet, dass es sie sofort zurück zu „ihrem Herrchen“ zieht, aber im Gegenteil, sie blieb einfach in meinem Arm sitzen bis Matthew ihr durch Gesten deutlich klar machte, dass er nun gehen wollte und ich sie parallel motivierte aufzustehen.
Fröhlich wedelnd zogen die beiden von Dannen.
Die Zeit mit Zoe war für mich das Highlight dieser Zypernreise. Unsere Begegnung war ungeplant. Ich kannte ihre bewegende Geschichte aber sie gehörte bis dahin nicht zu „meinen besonderen“ Hunden. Wir lernten uns ohne Erwartung aneinander kennen und ich muss gestehen, Zoe brach mir in diesen Stunden mein Herz … so sehr, dass ich sogar kurz darüber nachdachte, ob Zoe nicht als vierter Hund in unser Leben passen würde.
Zoe mag andere Hunde, ich sah sie auch mit Junghunden spielen und sie würde mit einem souveränen aber nicht dominanten Hundekumpel auch sehr gut leben können. Dennoch glaube ich, Zoe ist mit der vollen Aufmerksamkeit ihrer Bezugsperson glücklich und zufrieden, sie würde derzeit keinen „Nebenbuhler“ brauchen.
Ich glaube ganz fest daran, dass Zoes Schicksal ein gut gelebtes Leben für sie vorsieht und hoffe so sehr, dass sie bald die Chance bekommt in dieses Leben zu starten.
Eike Martin