Am 23. Februar 2023 trat Kilian in mein Leben. Wobei das der falsche Ausdruck ist... er wurde in mein Leben getragen. Ich arbeitete wie immer im Tierheim und ich sah einige Menschen um eine Plastikkiste herumstehen, die auf einem Tisch stand. Natürlich konnte ich meine Neugier nicht zügeln und ich stellte mich dazu und schaute in die Kiste. Normalerweise hätte ich darin Früchte erwartet. Orangen... Bananen... was auch immer. Aber nein, in der Kiste lag Kilian.
Eine Frau hat ihn gefunden und zu uns ins Tierheim gebracht. Mir war sofort klar, dass Kilian viel zu schwach fürs Tierheim ist und als Notfall zu einem Tierarzt gehört und nicht zu uns. Normalerweise würde ich die Leuten gleich selber zu unserem Tierarzt schicken, da ich ja vom Tierheim nicht einfach weg kann... aber an diesem Tag waren wir genug Leute und ich packte Kilian samt Kiste in mein Auto und fuhr los.
Auf der Fahrt fasste ich immer wieder Kilian an, da ich tatsächlich dachte, dass er gar nicht mehr lebt. Er war so unglaublich schwach, mager und für mich sah es aus, als hätte er längst aufgegeben.
Aber Kilian schaffte die Fahrt und beim Tierarzt angekommen, stellte sich heraus, dass er total anämisch und völlig dehydriert ist. Viel länger hätte er es nicht mehr geschafft und wäre jämmerlich verdurstet und verhungert... Bluttests ergaben wie erwartet, dass er auch Leishmaniose hat, aber glücklicherweise waren seine anderen Blutwerte eigentlich recht gut... Nieren und Leber funktionierten super und das gab uns ein wenig Hoffnung.
Kilian machte seinem Namen alle Ehre und zeigte sich als Kämpfer. Er hatte einen gesunden Appetit und so konnte ich beruhigt in den Urlaub fahren, da die Klinik sich bereit erklärte, Kilian bis zu meiner Rückkehr zu behalten. Ich hatte mich längst entschieden, dass er zu uns ins Pflege kommen wird, da er mich so sehr an den kleine Dobby erinnerte, der auch bei uns war... und er auch so schon längst mein Herz gestohlen hatte.
Drei Wochen später holte ich ihn ab. Die Pflegerin Elisha war fast am heulen, weil ihr der Kleine auch so ans Herz gewachsen war. Inzwischen wurde auch die Milteforanbehandlung begonnen und so konnte ich Kilian übernehmen. Ich war sehr aufgeregt, denn einen kleinen 3 kg Hund in ein Rudel zu integrieren mit 5 anderen Hunden zwischen 13 und 35 kg... ist nicht ganz ohne. Vor allem Angelo machte mir Sorgen, da er sehr ungestüm ist und ich seine Körpersprache bis heute nicht richtig interpretieren kann.
Mein Mann half bei der Zusammenführung. Wir gingen erst mit Angelo und dem Kleinen spazieren... und wie erwartet zeigte sich Angelo sehr aufdringlich und nicht kalkulierbar. Dem Kleinen war auch alles ein wenig zuviel und im Garten angekommen, suchte er sofort nach Fluchtwegen.
Ich weiss nicht wie genau wir es geschafft haben... aber bereits am nächsten Tag war alles anders. Kilian war total entspannt... war angekommen... die Hunde machten ihm keine Angst mehr und auch Angelo verstand, dass der Kleine jetzt erstmal zu uns gehört.
Kilian wird in Kürze zur Vermittlung erscheinen... Bis jetzt kann ich aber schon sagen, dass er ein kleiner Herzensbrecher ist. Alle Menschen, die bis jetzt mit ihm in Kontakt gekommen sind, sind begeistert. Seit er hier ist, hat er noch nicht einmal gebellt... Er ist kein kleiner Kläffer, sondern ein extrem starker Charakter in dem Sinne, dass er sich jedem noch so grossen Hund stellt, ohne aggressiv zu sein, sondern dabei auf seinen Menschen vertraut und wenn es ihm zuviel wird, bei diesem Schutz sucht. Er zeigt keine Angst weder vor Männern noch vor Frauen...
Noch muss er ein wenig aufgepäppelt werden. Das Milteforan macht ihn aktuell appetitlos, aber wir werden auch diese Zeit überstehen und danach geht es aufwärts. Seine Zähne müssen dringend saniert werden, damit kommen weitere Kosten auf uns zu. Er liebt es kleine Küsschen zu geben, aber durch die schlechten Zähne fällt man dabei fast in Ohnmacht.
Für Kilian wird es ab jetzt nur noch aufwärts gehen und irgendwo da draussen, warten die richtigen Menschen auf ihn.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Menschen von Herzen bedanken, die Kilian bis jetzt auf seinem Weg unterstützt haben.
Susanne von Büren, PAWS Dog Shelter