vom 02. Mai 2011 bis zum 16. Mai 2011
Mit dem Tag an dem Barbara Bahlburg zu mir sagte: „Bärbel, Du musst nach Zypern kommen und Dir alles ansehen, um in Deutschland den Menschen von dem Leid der Zypernhunde zu erzählen!". Ich brauchte ein Jahr um mich darauf vorzubereiten.
Schon am Flughafen durfte ich 60 € für Übergepäck zahlen. Ich hatte nämlich meinen ganzen Koffer mit Leckerlis vollgestopft. Angekommen auf der Insel ging es erst zu Barbara in ihr Büro und dann in ihr wunderschönes Haus. Hoch auf einem Berg und mit einem tollen Ausblick.
Am nächsten Tag morgens um 8 Uhr fuhren wir in das Julia-Shelter und auf dem Weg dort hin holten wir noch Sanji und die beiden Helfer ab. Waltraud war schon da als wir ankamen. Sie war damit beschäftigt die ersten beiden Pens, die sie gefliest hatte, zu verfugen. Wir wurden mit lautem Gebelle empfangen, denn jeder der Fellnasen wollte etwas Zuneigung und ein paar Streicheleinheiten. Zuerst lernte ich Elli, Dino und Chester kennen. Sie konnten es kaum erwarten aus ihren Pens zu kommen, um im Office ihr Futter zu bekommen. Natürlich gab es als besonderen Nachtisch ein paar Kuscheleinheiten und ein Leckerli von mir. Elli und Dingo sind zwei arme Hunde die im Julia-Shelter über den Zaun geschmissen wurden. Abgemagert bis auf die Knochen. Andrea machte mich dann mit jedem der felligen Bewohner aus dem Shelter bekannt. Wir haben die Pens gereinigt, Futterschüsseln ausgewaschen und Hinterlassenschaften aufgesammelt, Hunde zu Dr. Lambros gefahren und auch Fellnasen abgeholt, Hunde gebürstet und Fotos für die Homepage gemacht. Da waren die vielen Kleinen und Großen, die uns belagerten und um etwas Aufmerksamkeit bettelten. Die Ängstlichen unter ihnen, die uns aus dem Weg gingen, haben mich besonders bewegt und ich habe mir in diesem Moment gewünscht, dass einer von ihnen in meiner Zeit auf Zypern ein wenig Vertrauen fasst und ich ihm etwas Liebe schenken kann. Und dann war da noch der besagte Pen, mein Pen. Die Nummer 8 mit der Botschafterfamilie. Die kleine Mama Biene und ihre Welpen Fiene und Flocke. In diesem Pen habe ich so gut wie alle meine Pausen verbracht. Alles was ich an Spielzeug gefunden habe ist in diesem Pen gelandet. Biene, diese kleine, süße Maus, die sich immer auf den Rücken geschmissen hat, damit ich ihren Bauch kraulen konnte. Ich habe mich immer in den Pen gelegt und alle haben dann auf mir herumgeturnt. Nach ein paar Tagen holten wir dann Bonito ab, der Papa der Botschafterfamilie. Ein vor Angst schlotternder, kleiner, nackter Mann. Ich hab ihn gestreichelt was das Zeug hält um ihn etwas zu beruhigen. Als er wieder mit seiner Familie vereint war, war es als wurde ein Schalter umgelegt. Er freute sich so sehr und kuschelte mit seiner Familie. Bonito ist mein absoluter Favorit, ein so lieber, zärtlicher und schmusiger, kleiner Mann, den ich sooo gerne mit nach Hause genommen hätte. Aber ich habe ja schon drei bezaubernde Zypernhunde und leider ist mein Rudel übervoll. Schön wäre natürlich wenn ich für beide ein Zuhause finden würde. An einem Tag hatten wir die giftigste Schlange Zyperns, eine Viper, in einem unserer Pens. Dank Sanji ist alles gut gegangen und es ist keiner Fellnase etwas passiert.
Eines Morgens sagte Andrea zu mir: „Bärbel, wir müssen dringend in den Baumarkt!". Also ab ins Auto und los ging es. Nur im Baumarkt kamen wir nie an, stattdessen tauchte das Sirius-Shelter vor meinen Augen auf. Ein dicker Kloß setzte sich in meinem Hals fest. Auf einem Feld davor sahen wir in der Ferne drei ausgesetzt Pointer. „Bitte halt an, Andrea!" rief ich. Aber sie antwortete mir: „Keine Chance. Die kriegen wir erst mal nicht eingefangen.". Prompt kullerten mir die Tränen und ich habe einmal mehr feststellen müssen, dass man als Tierschützerin auch ein ziemlich dickes „Fell" braucht. Der Krach, der Gestank und die Hitze in dieser unwürdigen Blechhalle ließen mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken laufen. Man kann Tierheime auf Zypern keinesfalls mit Tierheimen in Deutschland vergleichen. Die Standards die hier herrschen sind mit Zypern nicht zu vergleichen, weil es auf Zypern einfach keine Standards gibt. Es war mir so, als wenn alle durcheinander riefen: Bitte, bitte komm doch zu mir" Hol mich hier raus oder nimm mich wenigstens einmal auf den Arm. Die Rückfahrt verlief schweigend. Den restlichen Tag über hatte ich noch so viel zu tun, dass ich mir keine weiteren Gedanken über dieses Erlebnis machen konnte. Meine mitgebrachten Fotos und das Halsband für Pablo konnte ich ein paar Tage später einer anderen Tierschützerin aus dem Sirius geben. Dort hatte ich dann auch Gelegenheit das neue Sirius-Shelter auf den Bauplänen zu sehen und mein Herz machte vor Freude einen großen Sprung. Aber man muss sich immer vor Augen halten, dass man nur das bauen kann, was die Spenden möglich machen.
In meiner Zeit auf Zypern habe ich fast alles miterlebt, denn jeden Tag passierte etwas Neues und Unvorhergesehenes. Ich habe einen toten Hund auf der Autobahn gesehen, er wurde wohl aus einem fahrenden Auto geworfen. Ich musste auch Pointer sehen, die unangeleint auf offenen Pick-Ups sitzen mussten. Sie kauerten auf der Ladefläche. Eng aneinander gepresst und ihre Ohren flatterten im Wind. Auch tote Katzen am Straßenrand sind keine Seltenheit.
Dem braunen Pointer, der in der Nacht im Julia-Shelter über den Zaun geworfen wurde, durfte ich einen Namen geben. Bis zu unserem Abflug war er noch nicht eingefangen. Jeden Tag haben wir ihm Wasser und Futter hingestellt und Falk, wie ich ihn getauft habe, hat es immer dankbar angenommen. Gott sei Dank, hatte ich jeden Abend drei wunderbare Tröster, denen ich alles was ich am Tag erlebt habe erzählen konnte. Barbaras Hundekinder hatten für mich und meine Leckerlis immer Zeit und ein offenes Ohr.
Vielen Dank an Susi, dass Du mir so einen schönen Tag beschert hast. Erst durfte ich das Paws-Shelter kennen lernen. Hier war unsere Kiwi auch untergebracht. Ich übergab wieder Bilder von den Hunden und die Freude darüber war riesig. Ein für zypriotische Verhältnisse tolles Tierheim mit großen Ausläufen und Sonnenterrassen für die Hunde. Es war alles sehr sauber und ich wurde mit Freude herumgeführt. Sie haben mir sogar noch den Pen von Kiwi zeigen können. Was mich besonders gewundert hat, war dass sie sich noch an unsere Kiwi erinnern konnten. Dann habe ich Susis Heimatstadt kennen gelernt und sie hat mir die schönsten Stellen um Paphos gezeigt. Zum Ende meines Einsatzes durfte ich drei Tage ein Event miterleben, von dem Andrea sicherlich noch berichten wird. Ich habe viel gelernt und tolle Menschen kennen gelernt. Ich bewundere euch sehr für euren unermüdlichen Einsatz im Kampf gegen das Unrecht und für den Tierschutz auf Zypern. Ein großes Dankeschön an Barbara für ihre ganz besondere Gastfreundschaft und einen lieben Gruß an Julia und Sanji. Am Montag habe ich mich noch mal von allen Hunden im Julia-Shelter mit einem Leckerli verabschiedet. Im Pen von Sonic hab ich mich eine Weile auf den Boden gesetzt. Ich habe ein paar Leckerlis um mich herum verteilt und sie nicht angesehen. Es berührte mich auf einmal von hinten eine feuchte, kalte Hundenase an meinem Arm und ich konnte sie ganz vorsichtig unter ihrer Schnauze kraulen. Sonic, Danke dafür du wunderschöne, scheue Fellnase.
Ein Teil von mir ist an diesem Tag im Julia-Shelter geblieben. Wenn ich darf und ihr mich braucht würde ich jederzeit gerne wiederkommen.
Liebe Leser, an dieser Stelle noch ein persönlicher Aufruf: Wir sind auf jegliche Spenden angewiesen. Sei es Sach- oder Geldspende! Nur mit Hilfe dieser Spenden können unsere ehrenamtlichen Helfer ihre Arbeit machen und den Hunden auf Zypern zu einem besseren Leben verhelfen, denn von staatlicher Seite aus bekommen wir kaum Unterstützung. Denn ein Hundeleben auf Zypern ist fast nichts wert.
Bärbel Fistera