Wahrscheinlich haben sich einige Freunde und Besucher unserer Seite immer schon einmal gefragt, warum wir Hunde aus den Tötungsstationen nicht direkt an Familien vermitteln, sondern sie vorher in Partnertierheimen oder Pflegestellen unterbringen, bevor sie überhaupt erst zur Vermittlung auf unserer Seite erscheinen.
Ganz aktuell haben wir ein Beispiel, das uns darin bestärkt, diese Vorgehensweise auch weiterhin beizubehalten.
Unser Frodo aus dem Julia-Shelter landete genau in so einer Tötungsstation. So ein hübscher und stattlicher Rüde, hätte wahrscheinlich auch sofort in eine Familie vermittelt werden können. Unserer Philosophie lässt dieses Handeln aber nicht zu.
Und jetzt können Sie einmal schauen, aus welchem Grund das unter anderem so ist.
Frodo nach Abholung aus der Tötung Frodo in Narkose, nach dem Einleben im Shelter
Es lässt sich nicht bestreiten, dass Hunde in einer Tötungsstation unter enormen psychischen Druck stehen. Der Lärm, der Gestank, keine Bewegung, den Geruch von Tod in der Nase... All das das lässt die Hunde nicht so sein, wie sie normalerweise und in ruhiger Umgebung sind. Außerdem verbergen die Hunde dort oft Schmerzen und Krankheiten, weil sie durch den Stress eine viel höhere Menge Adrenalin ausschütten. Dies kann man jetzt auch am Beispiel von Frodo sehen. Als er aus der Tötungsstation geholt wurde, ging es ihm augenscheinlich, bis auf die mangelende Bewegung gut. Er erfreute sich seines Lebens, als er ins Julia-Shelter kam. Bevor Frodo dann nach Deutschland ausreisen durfte, wurden einige Untersuchungen mit ihm gemacht, die zutage brachten, dass unter seinem Fell eine schmerzhafte Entzündung der gesamten Rückenhaut ausgebrochen war. Da befand er sich schon einige Wochen im Shelter. Dadurch das er im Shelter einigen Stress abbauen konnte, konnte sich die Krankheit erst aus dem Körper kommen und sich entwickeln.
Jetzt stellen Sie sich einmal vor, wir hätten Frodo sofort vermittelt und die Entzündung wäre bei der neuen Familie ausgebrochen. Unerkannt unter der Haut. Und dann stellen Sie sich einmal vor, in der Familie wären vielleicht sogar Kinder gewesen, die ihm ein bisschen heftiger über sein Fell gestreichelt hätten, unwissend, dass darunter eine Entzündung schlummert. Jeder Hund reagiert unter Schmerzen anders.
Um dies zu verhindern, gehen wir mit den Hunden die wir aus aus den Tötungsstationen holen, zuerst zum Tierarzt, um den ersten Blutcheck und den ersten Check des Allgemeinzustandes zu machen. Erst dann geht der Hund in eins unserer Partnertierheime, wo wir ihn ein paar Wochen beobachten können. Natürlich versuchen wir so genau wie möglich den Gesundheitszustand und das Sozialverhalten zu beobachten, um einen besseren Einblick um die Psyche und Physe des Hundes zu bekommen. Diese Beobachtungen gehen insbesondere von unseren Trainern aus, die sich mit der Körpersprache eines Hundes besonders gut auskennen.
Wir haben häufig erlebt, dass manche Hunde sich nach ein oder zwei Wochen so entspannen und zur Ruhe kommen, dass dann Erkrankungen des Immunssystems auftauchen können, oder eben Hauterkrankungen wie bei Frodo, die die Hunde sich sicherlich schon in der Tötungsstation geholt haben, aber erst ausbrechen wenn die Hunde zur Ruhe gekommen sind.
Auch wenn man die Hund direkt aus der Tötungsstation in einen Flieger setzt, kann zusätzlicher Druck entstehen, der Krankheiten ausbrechen lassen könnte. Denn man weiß ja nicht was die Hunde bisher erlebt haben und wie sie diese erneute Stresssitation verkraften.
Um zu vermeiden, dass diese Hunde krank in Deutschland ankommen oder dort sofort krank werden, lassen wir sie genau deshalb gerne noch ein wenig zu Ruhe kommen, bis sie dann ihre große Reise antreten dürfen.
Das Leben im Tierheim ist natürlich nicht gerade das, was wir uns für unsere Hunde wünschen, aber die Hunde merken nach einer Weile, dass sie in Sicherheit sind und sich entfalten können. Und erst dann sind wir in der Lage, diese Hunde vom Wesen, Sozialverhalten und Gesundheitszustand her zu beurteilen.
Dies gilt allerdings nicht nur für die Hunde aus der Tötungsstation, sondern allgemein für alle Hunde die aus Stresssituationen kommen, wie ganz aktuell bei Dave dem Kämpfer, der sich wochen- oder monatelang auf den Straßen durchkämpfen musste. Auch Dave muss noch eine Weile beobachtet werden, bevor er in die Vermittlung kommt.
Natürlich besteht immer ein gewisses Restrisiko, dass ein Hund in Deutschland doch ein wenig anders verhält als im Shelter, oder doch eine Krankheit hier ausbricht. Ein gewisses Risiko können wir nie ganz ausschalten, dieses Risiko besteht aber auch, wenn man einen Hund vom Züchter anschafft.
Wir geben unser bestes, dieses Risiko so gering wie möglich zu halten.