Schon viele Jahre hegte ich den Wunsch nach Zypern zu reisen, um die Heimat unserer Hunde und vor allem die Tierschutzarbeit vor Ort näher kennenzulernen.
Lange zweifelte ich, ob ich die Kraft hätte. Im November 2014 war ich dann mental so weit, dass ich einen Flug für März 2015 buchte. Seither freute ich mich riesig auf die bevorstehenden 6 Tage.
Schnell verging die Wartezeit und am 14. März startete ich die Reise mit „Sonne im Herzen“ und einem riesigen Koffer voller Kauartikel für die Hunde und Spenden für den PAWS Charity Shop.
Schon während des Fluges begann ich die Tierschutzarbeit, denn beim Zwischenstopp in Frankfurt versuchte ich mit Informationsblättern Flugpaten für die Hunde zu gewinnen. Kein leichtes Unterfangen, denn sehr viele Menschen lehnten ein weiteres Gespräch ab, sobald sie „Hund“ hörten. Einige der Fluggäste jedoch zeigten Interesse, unterhielten sich mit mir und nahmen zumindest das Informationsblatt an.
Nach etlichen Stunden landeten wir bei herrlichem Sonnenschein in Larnaca. Susi erwartete mich fröhlich am Ausgang. Gleich nahe am Flughafen zeigte sie mir die weißen Flamingos im Salzsee. Ein herrlicher Anblick, eine „andere“ Welt.
Die knapp zweistündige Fahrt nach Peyia verbrachten wir aufgeregt „schnatternd“ während ich die ungewohnte Landschaft auf mich wirken ließ. Der Bewuchs dieser Küstenregion ist flach und obwohl es die „grüne Jahreszeit“ war erschien mir das Bild karg, im Gegensatz zu dem grünen Nordosten Hamburgs, meiner Heimat. Dennoch vor allem der blaue Himmel und die Sonne lassen das Land erstrahlen.
Allerdings verzog sich die Sonne plötzlich, es wurde stockfinster und der einsetzende Regen glich einer Sintflut. Kurzfristig überlegte Susi sogar, die Weiterfahrt zu unterbrechen, weil die Straßen unter Wasser standen. Doch so plötzlich, wie der Wolkenbruch einsetzte, war er auch schon wieder vorbei.
Die Ankunft in Susis Zuhause war geprägt von der Hundebegrüßung. Dee und Sunny, Susis zwei Hunde hatten nämlich seit dem Vortag einen weiteren Hundekumpel bekommen: Rufus. Alle drei Hunde begrüßten mich überschwänglich, da fühlte ich mich sofort wie Zuhause. Rufus war völlig verhungert, verdreckt und verfilzt von einem englischen Ehepaar gefunden worden. Susi wurde gerufen, um ihn zumindest zu waschen. Schnell jedoch klagte das Ehepaar ihr Leid, dass sie ihn nicht behalten könnten, weil sie die Insel bald verlassen werden. Nicht nur, weil unter dem Dreck ein wunderhübscher Hund versteckt war, sondern weil Susi und ihr Mann sofort bemerkten, was für ein toller Kerl er ist, nahmen sie ihn mit nach Hause.
Auch wenn der Hausherr Dee nicht so ganz begeistert war von dem riesigen Nebenbuhler, Rufus´Charme und sein friedlich, fröhliches Gehabe wickelte uns alle um den Finger.
Der erste Spaziergang führte uns an die herrliche Steilküste und ich genoss den Streifzug durch die frühlingshafte Landschaft, überall grünte und blühte es schon.
Am Sonntag fuhr Susi mit mir das erstel Mal ins PAWS, ich war sehr aufgeregt was mich erwarten würde und sie ließ mir an diesem Tag vor allem Zeit, mich umzusehen und so konnte ich die Patenhunde (zumeist alte Seelen, die schon viele Jahre im Tierheim leben) besuchen, durchkraulen und auch Leckerlies verteilen.
Wie ein Anfänger, ließ ich mir vom alten Bluey meinen Zeigefinger „löchern“. Bluey kann nicht mehr sehr gut sehen, dagegen funktioniert sein Geruchssinn noch ausgezeichnet und sobald er das Leckerli erschnupperte, schnappte er schnell zu, damit er auch auf jeden Fall seine Portion nicht verpasst. Natürlich konnte ich es ihm nicht übel nehmen und war auch in den nächsten Tagen jeden Tag wieder bei ihm im Zwinger, den er mit Urma und Ursula teilt und natürlich bekam auch er jeden weiteren Tag seine Pansen-Stange.
An diesem ersten Tag hatte ich sehr mit meinen Emotionen zu kämpfen, vor allem das Gebelle der Hunde, das bei jedem meiner Schritte erklang. Die Unruhe, die ich als Fremder brachte. Einige der Hunde sprangen an die Metalltüren, andere an den Zäunen hoch. Zum Teil um mich als Eindringling zu vertreiben, zum Teil, weil sie um Aufmerksamkeit bettelten. Sobald ich einen Zwinger betrat, versuchten die Hunde (nur einige wenige sind so ängstlich, dass sie sich in Sicherheit brachten) mich zu umzingeln, zu begrüßen und ihren Anteil an Aufmerksamkeit einzufordern, während die Hunde der anliegenden Zwinger „Alarm schlugen“. Da kamen mir die Steintreppen im Auslauf gerade recht, um mir durch Sitzen mehr Festigkeit zur „Gegenwehr“ zu geben, aber auch um mehr Ruhe in die Rudel zu bringen.
Als ich dann das erste Mal die Hunde, die ich zum Teil seit Jahren schon von Bildern und Geschichten her kannte, berühren und "riechen" konnte, genoss ich diesen magischen, wunderschönen Moment, Aber ich spürte auch die traurigen Emotionen aufkommen, denn jetzt wurden sie noch mehr "meine Hunde, meine Seelen" denen ich verbunden bin und denen ich so sehr ihr Zuhause wünsche. Kein Hund sollte sein Leben "hintern Gittern" verbringen und auch keiner sollte dort sterben. Besonders für die Alten blutete mein Herz, denn Hunde wie Bluey oder Epi haben kaum noch Zeit, Zeit die wir bräuchten, um ein Zuhause für den letzten Lebensabschnitt zu finden. Das wurde mir vor Ort von Bluey und Betty streichelnd, oder vorsichtig das Vertrauen von Ursula oder Epi gewinnend, einmal mehr klar. Und mit diesem Zwiespalt der Gefühle und ratternden Gedanken, was und wie ich für "meine Alten" noch mehr tun könnte, schlief ich an diesem Abend tiefbewegt ein.
Über den weiteren Verlauf und die vielen Erlebnisse in den nächsten Tagen werde ich im nächsten Teil berichten.
Liebe Grüße
Eike Martin