Hinter den Kulissen
Ein Erfahrungsbericht von Constanze Schneider, Andrea Albers und Janne Töllner
Wir, Andrea (Pflegestellenkoordiantorin, Vermittlerin & Pflegestelle), Conny (Vermittlerin & Pflegestelle) und Janne (Pflegestelle), aus Deutschland waren eine Woche im Paws Tierheim in Pafos, um live zu erleben was Tierschutz vor Ort bedeutet. Nun möchten wir Euch gerne an unseren Erlebnissen teilhaben lassen.
Tag 1:
Nach der Landung auf Zypern wurden wir schon von Susi, der Mitarbeiterin vom Tierheim erwartet.
Hier, noch am Flughafen ging es dann auch schon gleich los. Ein kleiner schwarzer Hund streunte schon seit einiger Zeit auf dem Parkplatz rum, ließ sich aber leider nicht einfangen. Zusammen versuchten wir es noch einmal, wir waren natürlich voll motiviert. Trotzdem blieb der Erfolg leider aus. Er kam zwar ziemlich dicht ran, beschnupperte uns auch, aber anfassen oder gar festhalten war nicht möglich. Wir nahmen uns vor, es morgen noch mal zu versuchen.
Nach einem kurzen Zwischenstopp, in einem sehr schönen urigen Restaurant am Meer, ging es natürlich gleich ins Tierheim.
Nachdem wir Pete, den Tierheimleiter begrüßt hatten, führte uns Susi erstmal durch die Zwingeranlage und zeigte uns die Hunde.
Die Küche, wo das Futter für die Hunde zubereitet wird
Jedes Mal wenn man durch die Gänge des Tierheims läuft, sind die Hunde sehr aufgeregt und alle bellen wild durcheinander, springen gegen die Gittertüren und wollen raus. Es entstand eine unwahrscheinliche Lautstärke und Unruhe. Das hat bei allen von uns einen starken Eindruck hinterlassen, da man sich denken kann, wie gestresst einige Hunde von dieser Lautstärke sind.
Einen besonders traurigen Eindruck hinterließen die Isolationszwinger bei uns. Hier sitzen die Hunde, die aktuell krank sind und deswegen keinen Kontakt zu den anderen Hunden haben dürfen. Leider sind aktuell einige Welpen in diesen Zwingern, die an Parvo erkrankt sind. Parvovirose ist eine hochgradig ansteckende Infektionskrankheit, die nicht selten tödlich verläuft.
So ein kleiner Welpe, ganz allein und krank in einem Zwinger, ohne Sichtkontakt zu irgendetwas... da kommen einem schon die Tränen. Mit diesen Bildern verließen wir dann für heute das Tierheim, da es um 12.00h schließt. Nun kommen auch die Hunde endlich zur Ruhe.
Tag 2
Unser zweiter Tag startete um 07:30 Uhr. Susi sammelte uns mit dem Auto am Hotel ein und wir fuhren gemeinsam ins Tierheim. Dort angekommen wurde erst einmal eine entspannte Kaffeepause gemacht. Dabei wurde das weitere Vorgehen des Tages besprochen.
Anschließend suchten wir uns jeder einen Hund für eine genauere Betrachtung aus. Beim gemeinsamen Gassi gehen, war es wundervoll zu sehen, wie sehr sich die Hunde entspannten. Sie genossen die Zeit abseits des Lärmes und die Aufmerksamkeit.
Voller Freude bemerkten wir die Menge der freiwilligen Helfer, meistens Hausfrauen oder Rentner, die ihre freie Zeit für die Hunde opfern. Morgens um halb 6 treffen die Ersten ein. Sie reinigen die Zwinger, schrubben die Gänge und gehen mit den Hunden Gassi. Bemerkenswert, da alle unentgeltlich und ehrenamtlich arbeiten.
Nach dem Gassi gehen, durften wir an einem kleineren Highlight teilnehmen. Im Tierheim befanden sich drei drollige Schäferhund Welpen, die noch für die Website fotografiert werden sollten. Wir nahmen die drei mit auf einen kleinen Übungsplatz und tollten mit dem quirligen Haufen herum.
Der Übungsplatz gehört zum Tierheim und ist eingezäunt. Hier haben alle die Möglichkeit die Hunde mal alleine frei laufen zu lassen. Dabei verliebte sich jeder von uns ein wenig in einen bestimmten Welpen. Es war sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Charaktere der Kleinen waren. Einer war unterwürfig und verschmust, ein anderer sehr viel aufgeweckter und fordernder. Nachdem wir viele schöne Fotos geschossen hatten, maßen wir die Welpen noch aus und waren überrascht, wie groß diese schon waren. Danach tüdelten wir noch, mit unseren favorisierten Hunden in deren Zwinger herum. Schließlich war es 12 und der Tierheimtag vorbei.
Tag 3
Für heute hatten wir uns vorgenommen alle Hunde im Tierheim, die offensichtlich mit dem Lärm und dem Umfeld weniger gut zurechtkommen auf eine Liste zu schreiben. Mit Hilfe dieser Liste wollten wir den Hunden ein schnelleres Verlassen des Tierheims auf eine Pflegestellen/ Endstelle ermöglichen. Dabei ging es vor allem um Hunde, die immer wieder übersehen werden, weil sie eventuell Zurückhaltender oder von ihrer Erscheinung weniger auffällig sind. Das Erstellen der Liste nahm viel Zeit in Anspruch, da wir hierfür in jeden Zwinger einige Zeit verbrachten, um die Hunde und dessen Verhalten zu beobachteten. Leider war die Liste am Ende sehr lang und das Erstellen für uns sehr emotional. Anschließend brauchten wir eine Kaffeepause.
Während wir die Liste erstellten, fuhren Pete und Susi wieder mit der Katzenfalle im Gepäck zum Flughafen. Sie hatten extra gekochtes Hühnchen mit dabei, in der Hoffnung die kleine Hündin damit begeistern und dann einfangen zu können. Leider wieder vergebens.
Den restlichen Vormittag verbrachte jeder von uns noch mit Streicheleinheiten und Fellpflege der Tierheimhunde.
Tag 4
Als wir heute Morgen im Tierheim ankamen, kam Pete uns schon entgegen und schickte uns gleich wieder ins Auto: Er hatte einen Anruf bekommen, dass ein Hund auf der Straße gesichtet wurde.
Zu fünft fuhren wir also los und suchten den Hund auf und in der Nähe der Autobahn. Doch leider war nirgends ein Hund zu sehen. Warum diejenigen die angerufen haben, den Hund nicht selber eingefangen haben, und ihn so vielleicht auch gerettet hätten, bleibt uns ein Rätsel.
Zurück im Tierheim beschlossen wir zusammen mit Susi abermals in jeden Zwinger zu gehen, um das Verhalten einzelner Hunde im Rudel zu beurteilen und einmal körperlich durchzuchecken, soweit möglich.
Das nahm so viel Zeit in Anspruch, dass wir an diesem Tag nur die Hälfte der Hunde schafften.
Als die Zeit im Tierheim vorbei war, fuhren wir zu dem Tierheimleiter Pete nach Hause um uns dort weitere Hunde anzuschauen. Pete ist eine auch eine Pflegestelle für Notfallhunde, die im Tierheim den Stress nicht aushalten würden. Insgesamt, mit den eigenen Hunden und auch einige Ferienhunde leben zurzeit bei Pete ca. 25 Hunde. Bei Pete wurden wir sehr freundlich in Empfang genommen und gut bewirtet. Vielen Dank noch mal an dieser Stelle dafür. Das war ein sehr faszinierendes und schönes Erlebnis für uns alle und wir wussten gar nicht, wo wir zuerst streicheln sollten. Wir wünschten uns Tentakelarme ;-)
Müde und voller Emotionen beendeten wir diesen Tag.
Tag 5:
Heute Morgen lernten wir Matt kennen, den 2. Tierheimleiter. Auch von ihm wurden wir herzlich begrüßt.
Während wir dann mit Susi zusammensaßen, um den heutigen Tag zu besprechen, kam eine aufgelöste, ältere Frau ins Tierheim, mit einem Bündel im Arm. Bei näherem Hinschauen konnte man einen kleinen Welpen erkennen. Die Frau erzählte Matt, dass sie ihn heute Morgen beim Spazierengehen gefunden hat. Er war ein Häufchen Elend, ca. 6 Wochen alt. Matt fragte die Frau noch, ob sie den Welpen nicht mitnehmen könne, da er zu klein fürs Tierheim sei. Die Antwort war natürlich nein!
Wir legten den Welpen in eine Box, immer darauf bedacht, ihn nicht zu viel anzufassen, oder sich danach gleich die Hände zu desinfizieren. In letzter Zeit sind viele Welpen im Tierheim an
der Parvovirose verstorben und die Angst, dass der Virus mit jeden neuen Welpen wieder eingeschleppt wird, ist groß. Umgehend fuhren Matt und Andrea mit dem Kleinen zum Tierarzt. Hier wurde erst einmal auf Giardien und Parvo getestet. Als das Ergebnis negativ war, waren wir erstmal erleichtert….doch schnell kam die nächste Diagnose: offensichtlich Knochenfraktur im rechten Hinterbein….Außerdem war er sehr anämisch.
Wir ließen den kleinen Welpen beim Tierarzt, um die Diagnose weiter abzuklären und ihn erstmal aufzupäppeln.
Zurück im Tierheim beendeten wir dann unsere Runde durch die Zwinger, merkten uns noch ein paar Hunde, die wir gerne auf die Pflegestellen in Deutschland verteilen wollten und beendeten dann unseren Tag im Tierheim. Heute stand dann auch noch ein weiterer Punkt auf unserem Programm. Wir wollten gerne noch zwei Pflegestellen hier auf Zypern besuchen, bei denen 2 Hunde untergebracht waren, die am Sonntag mit uns zurückfliegen würden.
Nach einer langen Fahrt, quer über die Insel, wurden wir mit lautem Hundegebell von der ersten Pflegestelle und ihren Hunden begrüßt. Auch diese Pflegestelle hatte unzählige Hunde. Wo man hinsah, lief ein Hund, oder stand ein Hundekörbchen. Für uns ein sehr schöner Anblick! Alles war hier sehr nett und sehr liebevoll auf die Hunde abgestimmt. Obwohl die Pflegestelle schon 77 Jahre alt ist, war es sehr bemerkenswert wie toll sie sich um die Hunde kümmert und auch immer wieder Welpen und Notfälle aufnimmt. Schnell machte Susi noch ein paar Fotos von einem neuen Hund der bald auf die Vermittlungsseite gesetzt werden sollte.
Die nächste Pflegestelle wohnte nur 5 Minuten entfernt und auch hier wurden wir herzlich begrüßt und alle Hunde wurden uns vorgestellt. Insgesamt wuselten hier 10 Hunde rum. Toll! Wir ließen uns noch ein paar Infos von den Hunden geben und verabschiedeten uns dann wieder.
Für heute hatten wir sehr viele Eindrücke mitgenommen und wir freuten uns schon auf den nächsten Tag!
Tag 6:
Heute mussten wir die Hunde die mit auf unseren Rückflügen gebucht waren, „fit to fly“
machen.
Das hieß erst mal die besagten Hunde aus den Zwingern holen und in die Boxen des Transporters unterzubringen. Dann ging es los zum Tierarzt. Hier angekommen wird dann bei jedem Hund erst mal die Chipnr. Gescannt und kontrolliert, ob sie auch mit der Nr. im Pass übereinstimmt. Danach wird der Hund noch körperlich untersucht, d. h. abgehorcht, abgetastet ….
Wenn er als gesund gilt, bekommt er eine Wurmkur und ein Mittel gegen Flöhe und Zecken. Die Tierarzthelferin trägt dann alles in den Pass ein. Das alles nahm einige Zeit in Anspruch, da wir ja nicht nur einen Hund dabei hatten. Nebenbei besuchten wir auch wieder unseren kleinen Schützling, er wurde Matt getauft. Leider ging es ihm noch nicht besser. Er lag in einem Sauerstoffzelt, bekam Infusionen und wollte nicht alleine Fressen :-(
Als wir beim Tierarzt mit allen Hunden durch waren, ging die Fahrt weiter zum Veterinärsamt.
Hier mussten für jeden Hund die Traces gemacht werden. Durch die Traces sind die Hunde schon beim Zoll angemeldet und die zuständigen Veterinärs Ämter in Deutschland, wissen so schon im Vorfeld, welche Hunde wann und wo in Deutschland landen.
Zurück im Tierheim mussten die Hunde dann noch ausgemessen werden. Wir suchten für jeden Hund ein passendes Geschirr und ein Halsband aus. An dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön an die fleißigen Spender in Deutschland. Es machte uns wirklich Spaß für die Hunde etwas Schönes, zum Hund Passendes, rauszusuchen.
Hierbei putze Susi dann auch gleich mal fleißig die Ohren der Hunde und auch eine Bürste kam in Einsatz. Schließlich sollen die Hunde ja schön aussehen, wenn sie nach Deutschland kommen.
Auch danach waren wir noch nicht fertig, es mussten noch die Boxen für die Hunde zum Ausreisen bereit gemacht werden.
Hierzu gehört erst einmal eine Box in der richtigen Größe zusammenzubauen, sodass der Hund aufrecht drin stehen kann. Dann wird die Box noch mit Decken und Handtüchern ausgelegt und zum Schluss wird noch ein Wassernapf mit Kabelbindern an die Käfig Tür befestigt.
Nachdem wir alle Hunde wieder in ihre Zwinger zurückgebracht hatten, war auch dieser spannende Tag für uns zu Ende.
Tag 7
Heute war nun leider unser letzter Tag. Für heute war geplant, nach dem Tierheim Matt und seine Frau zuhause zu besuchen. Um für die beiden den Feierabend zu beschleunigen, half Andrea beim Zwinger sauber machen. Dazu gehört natürlich, den Zwinger von Kot und Urin zu befreien und durchzuwischen. Wassernäpfe müssen gereinigt und neu befüllt werden. Und zu guter Letzt kaputtes Spielzeug einsammeln und entsorgen.
Eine besondere Schwierigkeit hierbei ist, die wuseligen Hunde nicht aus ihrem Zwinger entwischen zu lassen.
Durch die Zeit, die man in den Zwingern verbracht hat, bekam man noch mal einen ganz besonderen Einblick in die Wesenszüge der Hunde. Andrea konnte genau beobachten, welcher Hund zuerst reagierte, wenn ein Fremder den Korridor betrat. Haben sich die Hunde erst einmal daran gewöhnt, dass man bei ihnen im Zwinger ist, kann man auch deren Sozialverhalten wunderbar beobachten. Für nächstes Jahr haben wir uns vorgenommen, beim Reinigen der Zwinger mehr zu unterstützen.
Nach der Arbeit war noch einmal Zeit, um mit den Hunden zu schmusen und Gassi zu gehen.
Tag 8
Heute ging es nach Hause. Susi sammelte uns heute zum letzten Mal an unserem Hotel ein. Wir fuhren ins Tierheim, um die Hunde zu holen, die mit uns nach Deutschland kommen. Jax 3, Fern und Koritsa flogen mit Conny und Andrea nach Dortmund. Die Drei durften vom Tierheim in eine Pflegestelle umziehen. Marley 5 durfte mit nach Berlin, wo sie schon sehnsüchtig von der zukünftigen Besitzerin erwartet wurde. Selbstverständlich zogen wir am Flughafen mit den Hundeboxen alle Blicke auf uns.
Viele freundliche Blicke waren dabei und auch viele Menschen zeigten Interesse für das was wir da taten. Leider gibt es auch immer wieder Menschen, die kein Verständnis dafür haben, wenn man solche Hunde nach Deutschland einführt. Meiner Meinung nach sind das Menschen, die einfach pauschal ihre Parolen widerholen, aber sich mit der Materie nie beschäftigt haben. Ich möchte hier gar nicht die Argumente aufzählen die dafür sprechen. Wir denken, jeder soll selber entscheiden, wo er seinen Hund herhaben möchte. Häufig ist es aber so, dass Menschen, die Auslandstierschutz ablehnen, einen möglichst öffentlich dafür anprangern, dass man sich für einen ausländischen Straßenhund entschieden hat. Ich denke viele von uns durften sowas schon erleben. So war es natürlich dann auch am Flughafen. Ein älterer Herr ließ seinem Unverständnis dafür freien Lauf. Wir bissen die Zähne zusammen. Es bringt nichts mit solchen Leuten zu diskutieren, verletzend ist es aber dennoch.
Fern war so klein, dass sie als Kabinenhund mitfliegen durfte. Das heißt, sie durfte den Luxus genießen, während des ganzen Fluges von ihrer Pflegemama Conny betüddelt zu werden. Selbstverständlich zog Fern bereits in der Eingangshalle alle Blicke auf sich.
Eine Woche Tierschutzarbeit ist nun vorbei. Es war eine spannende und lehrreiche Zeit. Wir bedanken uns bei allen für die nette Aufnahme. Ich habe selten so engagierte und freundliche Menschen getroffen. Ich bin immer noch ganz beeindruckt von den ehrenamtlichen Helfern. Man hat uns mit offenen Armen aufgenommen und wir wurden überall mit einbezogen. Man hat uns alles erklärt und auf jede Frage geduldig und ausführlich geantwortet. Ein besonderer Dank gilt natürlich Susi, die uns die ganze Woche zur Seite stand. Außerdem hat sie uns jeden Morgen bei unserem Hotel mit dem Auto eingesammelt und auch wieder zurückgebracht. Danke nochmal dafür!
Was haben wir gelernt in der Woche? Wir haben gelernt, dass Tierschutz vor allem bedeutet nicht wegzusehen. Manchmal ist es unbequem hinzusehen. Es macht einen traurig oder man fühlt sich hilflos. Ich denke, diese Gefühle sind menschlich. Auch ich habe die eine oder andere Träne vergossen. Dennoch muss man hinsehen und vor allem dann auch handeln. Manchmal gibt es dann auch ein schönes Happy End. Der kleine Welpe Matt hat überlebt und ist mittlerweile stabil.
Er lebt nun auf Zypern auf einer Pflegestelle und erholt sich. Wenn er dann 4 Monate alt ist, wird er zu Andrea nach Deutschland fliegen und die wird dann ein tolles Zuhause für den kleinen Kerl suchen. Uns ist durchaus bewusst, dass man die nicht die ganze Welt retten kann. Aber für jeden Hund, der in ein gutes Zuhause vermittelt wird, wird die Welt dieses Hundes gerettet. Und das ist doch etwas, wofür es sich lohnt zu arbeiten.
Wir freuen uns auf nächstes Jahr!