- Die etwas andere Weihnachtsgeschichte -

Es war wieder einmal kurz vor Weihnachten, Schnee bedeckte die Straßen und Felder, die Last des Schnees drückte die Äste der Bäume nieder und die meisten Menschen waren in Weihnachtsstimmung.

Vor einem Gartentor schippte ein Mann den frischgefallenen Schnee beiseite, auf seiner Stirn konnte man trotz der Kälte viele kleine Schweißtropfen sehen.

Zwischen einem beleuchteten Tannenbaum und dem Gartentor war ein Pfahl in den Schnee gesteckt. An diesem hing ein Schild auf dem man lesen konnte:

Wer sucht noch ein Weihnachtsgeschenk?

Ich verkaufe Schäferhundwelpen.

Aus der Nachbarschaft kamen immer wieder die Kinder.

Neugierig reckten sie ihre Hälse und schauten über den Zaun, ob sie nicht irgendwo die kleinen Hunde spielen sahen.

So war es auch an diesem Tag.

Neugierig auf die Hundewelpen, versuchten sie an dem Mann vorbei über den Gartenzaun zu gucken. War nicht irgendwo ein Welpe zu sehen oder ein fiepen zu hören?

Da aber alles ruhig blieb, verloren sie langsam die Lust, kalt wurde ihnen auch und so gingen sie, ihre Schlitten hinter sich herziehend, zum nahe gelegenen Rodelberg. Übrig blieb nur ein kleiner Junge. Schüchtern stand er im Schnee auf der anderen Straßenseite.

Der Mann, der den Jungen sah, schaute zu ihm rüber und fragte ihn: „was möchtest du denn, du wirst dir noch kalte Füße holen?"

Da gab sich der kleine Junge einen Ruck. Langsam ging er über die Straße.

Der Mann blickte ihn an, nicht unfreundlich, aber auch nicht so wirklich freundlich, irgendwie ist es etwas dazwischen.

Der kleine Junge nahm seinen ganzen Mut zusammen und fragte den Mann ob er denn der Züchter der Hundebabies sei und für wie viel er die kleinen Hunde verkaufen würde.

Der Züchter schaute auf den Jungen und brummte dann etwas wie: „na ja, 50 Euro möchte ich schon haben."

Der Kleine griff in die Tasche seines dicken Mantels und holte sein letztes Taschengeld heraus. Traurig sagte er: "ich habe nur noch 5 Euro!"

„Kann ich sie mir vielleicht trotzdem anschauen?"

Der Besitzer grinste. Dann sagte er: „komm mal mit" und rief gleichzeitig nach der Hündin. Um die Hausecke flitzte eine Schäferhündin und der Junge erkannte sofort, dass diese Hündin ein wunderschönes Tier ist, die Ohren kerzengerade aufgestellt, den Rücken leicht nach hinten geneigt mit einem fließenden Übergang zur Rute. Mit federndem Gang lief sie zum Züchter, setzte sich neben ihm und spitzte die Ohren. Jetzt kamen auch die Welpen, im Gänsemarsch stolperten sie mehr als was sie liefen durch den frisch gefallenen Schnee und wuselten um die Hündin und die Beine des Mannes.

Dann kam noch ein kleiner Nachzügler, fiepend trottete es einzeln weit hinter den anderen. Der Junge sah, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Der kleine Hund humpelte, die eine Pfote schliff im Schnee.

Neugierig fragte der Junge den Züchter: „Was fehlt denn diesem Kleinen da?"

Der Mann sagte zu dem Jungen, dass der kleine Hund mit einem Hüftfehler geboren wurde. Der Tierarzt meinte, die Hüfte sei wohl hin und am besten wäre es, wenn der Hund gleich eingeschläfert werden würde. „Das kleine Vieh wird den Rest seines Lebens humpeln" sagte der Mann und es klang irgendwie traurig.

Der kleine Junge war plötzlich ganz aufgeregt und hibbelig. Beim Sprechen verhaspelnd, fragte der Junge:

„Würdest du mir den Hund verkaufen?"

„Den kleinen Hund möchte ich wirklich gerne haben".

Der Züchter antwortete „Nee, mein Jung, den Krüppel gebe ich dir so mit nach Hause, bezahlen brauchste den nicht, aber bedenke die Verantwortung die du hast."

Der kleine Junge sah auf den kleinen Hund der nun direkt vor ihm saß und ihn mit großen Augen ansah. Wie aufgezogen wedelte er mit seiner kleinen Rute und schob dabei den Schnee auseinander.

Die beiden, der kleine Junge und der Hund schauten sich direkt in die Augen und sichtlich durcheinander sagte der Junge zu dem Mann: „Ich möchte ihn nicht geschenkt haben. Er ist doch ganz genauso viel wert wie die anderen Hunde und ich möchte für ihn den vollen Preis zahlen. Ich gebe ihnen jetzt die 5 Euro und bringe ihnen jeden Monat 5 Euro von meinem Taschengeld, jeden Monat, bis ich ihn bezahlt habe. Das verspreche ich ihnen."

Der Junge, der den Mann nun direkt in die Augen sah, merkte wie der Züchter überlegte. Auch der kleine Hund, der zwischen ihnen im Schnee saß und noch immer mit seiner Rute wedelte, sah nach oben, abwechselnd von einem zum anderen als ahne er, dass sich hier vielleicht sein Schicksal entscheidet!

Der Züchter wirkte etwas verunsichert und entgegnete dem Jungen:

„Höre zu mein Junge, du musst diesen Hund wirklich nicht aus Mitleid kaufen."

„Das ist ein kranker Hund, ein Krüppel, er wird niemals mit dir spielen können, wie die anderen Hunde oder gar rennen oder springen."

Da sah ihn der Junge lange schweigend an, sah an sich herunter. Dann schob er seinen Mantel beiseite und krempelte sein Hosenbein hoch, und zum Vorschein kam sein schlimm verkrüppeltes Bein, geschient mit einer Metallschiene.

Er sah zu den Mann hinauf und sagte: „weißt du, ich kann auch nicht so gut rennen und der kleine Hund braucht jemanden, der Verständnis für ihn hat."

Der Mann biss sich auf seine Unterlippe.

Tränen stiegen in seine Augen und dann lächelte er und dabei sagte er zu dem Jungen: „mein Junge, ich hoffe, dass sich für jedes einzelne dieser Welpen ein Besitzer findet, der so ist wie du".

Dann nahm er den kleinen Hund und legte ihn den Jungen in die Arme.

„Bitte mein Junge" sprach der Mann, „gebe ihm einen schönen Namen und kommt mich beide besuchen, so oft es geht"...

 

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