WP 20151118 23 21 20 ProEs gibt so viele verschiedene Möglichkeiten im Tierschutz aktiv zu sein und eine davon ist  "Flugpate zu sein". Als Flugpate hat man kaum etwas zu tun und dennoch ist man direkt an der Rettung von Tieren beteiligt. Letztlich transportiert man lediglich die Hunde-Papiere und die Hunde-Boxen durch den Zoll, denn die Vereine nehmen einem das Einchecken ab und warten am Ankunftsflughafen, um die Hunde entgegen zu nehmen.

Als im Oktober die Warteliste für einen Flug in die Freiheit "unserer" Zypernschnuffels immer länger wurde, entschied ich mich kurzfristig ein paar Tage zu Susi nach Zypern zu fliegen, um auf dem Rückweg einige Hunde nach Deutschland zu begleiten. Kurz angedacht und schon war meine Reise für Mitte November geplant und der Flug, inklusive der Hundeplätze, gebucht.


An diesem Mittwoch, den 18. November 2015 lagen nun drei Tage Mitarbeit im PAWS Tierheim und entspannende Spaziergänge und Abendstunden mit Susi und ihrer Familie hinter mir. Dieser Tag sollte noch einmal besonders aufregend werden, denn es lagen unglaubliche drei Abflüge vor uns. Früh morgens ging der erste Flug von Paphos los. Ein deutsches Ehepaar, welches die Wintermonate in Deutschland und die Sommermonate auf Zypern lebt, hatte nach dem Tod ihres Hundes im Frühjahr ihren neuen Begleiter aus dem PAWS Tierheim adoptiert. Der Kontakt blieb bestehen und gerne standen sie nun als Flugpaten zur Verfügung. Außer ihrem eigenen Hund, nahmen sie noch Saskia und Badger in einer gemeinsamen Box mit auf die Reise nach Düsseldorf.

Susi und ich fuhren früh morgens ins PAWS Tierheim, luden die beiden Hunde in die Box, die wir schon am Vortag bereitgestellt hatten, und fuhren die kurze Strecke zum Flughafen Paphos.

Saskia und Badger verhielten sich ruhig, das Einchecken und auch die Sicherheitskontrolle der Boxen und der Hunde liefen relativ problemlos. Relativ, weil man bei der zypriotischen Mentalität gegenüber unserer deutschen Pedanterie schon einige Abstriche machen und einige Geduld im Gepäck haben sollte.

Sobald die Hunde eingecheckt, die Gebühren bezahlt und die Hunde nach der Sicherheitskontrolle am Sperrgepäck-Schalter wieder sicher in ihrer Box Platz nehmen konnten, traten Susi und ich den Rückweg ins Tierheim an. Dort verbrachte ich einige Zeit mit "meinen Oldies" bevor es hieß Kate in ihre Box zu verladen, damit Matthew sie nach Larnaca zum Flughafen bringen könnte.

Da Matthew aufgrund der weiten Entfernung einige Stunden unterwegs sein würde, ließ er uns seine Pfleghündin Zoe zur Betreuung da. Die Zeit, die wir an diesem Tag mit Zoe verbrachten, war so besonders, dass ich darüber einen separaten Beitrag schreiben möchte. Nur so viel vorab, wir wurden mächtig positiv überrascht.

Susi und ich fotografierten an diesem Tag noch einige Hunde und ich verabschiedete mich nochmals ausgiebig von so vielen Hunden wie möglich (bei ca. 150 Hunden im Tierheim ist das gar nicht so einfach).
Am Nachmittag kam dann auch Pete, der mit uns TicTac, Poppy, Nero und klein Bruno verlud und mit zum Flughafen fuhr - für drei große Hundeboxen, Gepäck und einer "Puppy"-Tasche wurde jede Hand am Flughafen benötigt.

Auch wenn ich mich für jeden Hund, der das Tierheim verlassen kann und in ein neues Leben fliegt freue, manche Hunde wachsen mir besonders ans Herz und da ist die Freude doppelt groß, so war ich überglücklich, dass ich nun mit Poppy und TicTac zwei dieser besonderen Hunde begleiten durfte. TicTac hatte ich bei meinem Besuch im März entdeckt. Obwohl er schon 9 Monate im Tierheim lebte, war er sehr gestresst, immer noch spindeldürr und bellte kaum, dass man in die Nähe seines Zwingers kam. Ich habe mich sofort in seine traurigen Augen verliebt und "freundete" mich ein wenig mit ihm an. Zuhause angekommen, fragte ich meine Freundin Kim, die regelmäßig Pflegehunde aufnimmt, ob sie vielleicht TicTac aufnehmen könnte. Und jetzt war es endlich soweit, er konnte ausreisen und ich durfte sein Flugpate sein. Poppy habe ich erst in diesen Novembertagen auf Zypern ein wenig näher kennengelernt. Vor meiner Abreise bekam ich Nachricht von unserem ehemaligen Pflegehund Zorro, der nun schon seit 3 Jahren glücklich mit seiner Familie in Bremerhaven lebt. Zorro geht es prima und die Familie entschied, es wäre an der Zeit, einen zweiten Hund aufzunehmen. Sie hatten sich in Poppy verliebt, wollten sie aber bevor sie sich endgültig entscheiden Poppy erst kennenlernen. Für Poppy fand sich eine Pflegestelle und wie durch ein Wunder ist mir auch die Pflegemama persönlich bekannt, denn ich hatte Anfang des Jahres die Vorkontrolle bei ihr für ihre Chocco gemacht und war auch bei Choccos Ankunft dabei. Zorros Eltern baten mich, Poppy im Tierheim ein wenig zu beobachten und ihnen dann meinen Eindruck auch im Hinblick auf Zorro mitzuteilen. So lernte ich Poppy vor Abflug auch noch etwas näher kennen. Für Poppy ist es übrigens prima ausgegangen, sie wird in der nächsten Woche zu Zorro und seiner Familie nach Bremerhaven ziehen.

Aber nun weiter zur Reise:
Kaum am Flughafen angekommen wurde es stressig für uns alle, der Flughafen war überfüllt, von Autos, Sicherheitsbeamten und Menschen. Obwohl wir sehr frühzeitig vor dem Abflug vor Ort waren, dauerte es fast eine Stunde, bis die Hunde eingecheckt und übergeben waren. Nach einem kurzen Abschied von Susi und Pete, die den Heimweg antraten, reihte ich mich mit dem kleinen Bruno in der Tasche in die nicht enden wollende Schlange für Pass und Sicherheitskontrolle ein. 45 Minuten später hatten wir es geschafft. Bruno war inzwischen sehr gestresst und hechelte stark. Fast kann ich es als Glück bezeichnen, dass wir erst verspätet einsteigen konnten, denn so konnte ich Bruno aus der Tasche holen und wir uns gemeinsam noch ein wenig die Beine vertreten. Wenn auch die geschäftige Atmosphäre am Gate alles andere als entspannend war. Bruno entspannte sich zumindest so weit, dass er ein wenig Wasser trank.
Als wir endlich im Flugzeug unseren Platz einnahmen, hatten wir großes Pech, denn uns wurde der Fenster Sitz der letzten Reihe zugewiesen. Hier ist kein Platz die Tasche unter den vorderen Sitz zu schieben und so blieb für meine Beine nur wenig Platz neben Bruno. Das Kabinenpersonal war jedoch so sehr tierlieb und kümmerte sich rührend (an dieser Stelle möchte ich einen großen Dank an die lieben Flugbegleiter der Germania!! senden). Sie boten mir einen Sekt an und nach dem Start durften Bruno und ich uns umsetzen. In die freie Reihe am Notausgang, mit viel Beinfreiheit. Ich legte mich in die Sitzreihe, meine Hand immer für Bruno sichtbar in der Tasche. Er kuschelte sich manchmal nur zu gerne in die Hand. Zeitweilig schliefen wir beide auch ein.

Nach vier Stunden hieß es Landeanflug, leider durch einen Sturm, so dass wir in den letzten Minuten noch alle kräftig durchgeschüttelt wurden. Als ich am Gepäckband ankam, standen die Boxen mit Poppy, Nero und TicTac schon aufgereiht bereit. Ich informierte kurz Kim, die mit den anderen Abholern auf der anderen Seite des Zolls schon wartete und sie half mir die drei Boxen sicher nach draußen zu bringen.

In großer Ruhe haben wir dann erst Bruno,  TicTac, Nero und zuletzt auch Poppy aus ihren "Käfigen" befreit. Alle Hunde waren zumindest ein wenig verängstigt und nur mit etwas Nachhilfe (vor allem Fleischwurst) aus den Boxen zu bekommen. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen wurde jeder von seinen Pflegeeltern in Ruhe "angezogen" und begrüßt. Erst als sich Hunde und Menschen von der Aufregung ein wenig erholt hatten, machten wir uns auf die Heimfahrt. Inzwischen war es fast Mitternacht und ein langer und aufregender Tag für die Hunde ging zu Ende.

Es soll der letzte stressige Tag in dem Leben von Poppy, TicTac, Bruno und Nero sein. Von nun an dürfen sie ihr Leben in Freiheit und im Kreise einer liebenden Familie verbringen. Wenn die Zeit reif ist, steht allen noch ein weiterer Umzug bevor, wenn ihre Pflegestelle sie in die Verantwortung einer neuen Familie übergibt.

Bis dahin werden sie das Leben in der neuen Welt kennenlernen und genießen dürfen und von ihren Pflegemamas verwöhnt und gepäppelt. DANKE all ihr lieben Pflegefamilien, die ihr so einen großen Anteil auch an der Rettung Eurer Pfleglinge habt.

Und danke an alle Leser, wenn nur einer durch diesen Bericht auf die Idee kommt bei einem zukünftigen Auslandsflug Flugpate zu werden, dann hat es sich gelohnt! Denn Flugpaten werden immer dringend gesucht!

Eike Martin