Am Tag als Gina ankam, war ich sehr angespannt und auch müde. Ich hatte Gina wesentlich größer erwartet und war überrascht über das kleine zarte Hündchen, dass da sehr verschüchtert aus der Box gekrochen kam. Mein Hundemutterinstinkt war sofort da. Wir sind dann schnellstmöglich Richtung Heimat gefahren und haben Gina dem Rest der Familie vorgestellt - und zwar auf einem Waldweg in der Nähe unseres Hauses.
Mein Mann war sofort verzaubert, er fand sie in Natura viel schöner als auf den Fotos. Unser Rüde Vesuvio fand sie durchaus interessant, aber als wir sie dann tatsächlich mit nach Hause nahmen, war er doch sehr irritiert. Schließlich musste er jetzt sein Alleinherrschertum plötzlich teilen - man sah ihm seine Verunsicherung richtig an. Nach drei Tagen der emotionalen Verunsicherung gab es aber die ersten Nettigkeitsgesten zwischen den Hunden. Vesuvio freute sich, wenn ich Gina mittags nach der Arbeit mit nach Hause brachte.
Auf den Spaziergängen ging man mittlerweile immer mal wieder dicht an dicht. Nach 5 Tagen der erste Spielansatz von Gina - Vesuvio hätte schon früher gespielt, ist aber meist recht ruppig, was die Kleine noch nicht verstand. Auf den Spaziergängen gab es immer öfter Rudelschnuppern und Rudelpinkeln usw. Wir sahen, dass die beiden auf dem Weg zum Dreamteam waren.
Mittlerweile sind die ersten vier Wochen vergangen. Gina hat nie ins Haus gemacht. Sie war von Beginn an sauber. Sie hat von der ersten Nacht an brav in ihrem Hundebett geschlafen. Auf den Spaziergängen, auf denen sie anfänglich sehr zögerlich war, läuft sie mittlerweile super mit und genießt es, über Wiesen zu rennen und im Gebüsch zu stöbern. Nach zwei Wochen war sie zum ersten Mal mit beim Agility. Das wird sie lieben, sie hat eine wahnsinnige Sprungkraft und viel Spaß am Lernen von neuen Dingen.
Sie ist eine ganz vorsichtige, aber doch selbstbewusste kleine junge Hundedame, die vom ersten Tag an wusste, dass sie jetzt zu uns gehört. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell Hunde sich uns anschließen und anvertrauen. Darum bin ich ein Hundejunkie - ohne Hund wäre alles nur halb so schön.
Gina ist jetzt unser zweiter Hund aus einem ausländischen Tierheim, den wir ohne vorher Livekontakt zu haben, adoptiert haben und ich würde das jederzeit wieder tun. Mir war nicht wichtig, dass unser neuer Hund aus dem Ausland kommt - ich wollte einen Übriggebliebenen und keinen Hund vom Züchter - davon gibt es schon viel zu viele und das ist leider charakteristisch für unsere Wegwerfgesellschaft. Aber ich muss schon sagen, dass man bei den Auslandshunden, die ja meist vorher auf der Straße gelebt haben oder schon sehr früh im Tierheim gelandet sind, meint, die Dankbarkeit der Tiere für die Liebe und Zuwendung ihrer eigenen Menschen mehr spüren zu können als bei Hunden, die von klein auf in einer Familie groß geworden sind.
Wir sind auf jeden Fall sehr glücklich zu viert mit einem Italiener und einer Zypriotin.
Die allerbesten Grüße aus der Pfalz und vielen Dank für den Einsatz der Mitarbeiter von Zypernhunde e.V.