Joseph – unser kleines Wunder
Unser gemeinsamer Weg begann im November 2011, als auf der Homepage des Zypernhunde e.V. Joseph als Patenhund vorgestellt wurde.
Ein Chancenloser, denn Joseph war stark traumatisiert. Er „fristete“ seit Januar 2011 sein Leben in einer Ecke des Zwingers, gekrümmt vor Angst besonders vor Menschen, vor Geräuschen, vor Hunden ja eigentlich vor dem Leben und war somit nicht vermittelbar.
Wir übernahmen eine Patenschaft und gaben ihm ein Versprechen, ohne zu ahnen, dass wir dieses bald einlösen würden.
Anfang 2012 bekamen wir die Nachricht, dass ein Team von Verhaltenstrainern im Tierheim ihreehrenamtliche Tätigkeit aufgenommen hat und Joseph therapiert würde, wir freuten uns sehr, denn es war seine Chance auf ein Leben in Freiheit.
Schon wenige Monate später im April 2012 ging unsere Cherry über die Regenbogenbrücke und wir schrieben Joseph einen Brief in dem wir ihm unseren „Adoptionsantrag“ stellten.
Trotz Training war seine Angst noch immer riesig. Doch jetzt gab es ein neues Ziel: Joseph so weit zu stabilisieren, dass er den Flug zu uns antreten konnte. Seine Trainerin „Tante Carole“ intensivierte das Training für ihn. Wir hielten ständigen Kontakt und über die Trainingstagebücher und Briefe konnten wir seine Entwicklung verfolgen. Es ging langsam voran und auch manches Mal wieder einen Schritt zurück. Wir fieberten, hofften und litten mit Carole und Joseph. Über die Monate fasste Joseph ein wenig Vertrauen zu Carole und am 10. August 2012 war es dann endlich soweit und wir holten beide vom Flughafen ab.
Ein paar Tage blieb Carole, um sich davon überzeugen, dass ihr „special boy“ Joseph auch wirklich gut bei uns aufgehoben war. Der Abschied war tränenreich aber sie ging auch mit einem guten Gefühl.
Joseph hatte sich gleich Picasso angeschlossen, war zwar schreckhaft und ängstlich aber auch ein wenig neugierig und geriet nicht in Panik und er floh nicht vor uns, wenn wir uns ruhig näherten. Es war ein langer Weg für uns alle aber wir hatten viel Geduld und haben Josephs für alles die Zeit gelassen, die er brauchte.
Jetzt, mehr als zwei Jahre später, hat Joseph zwar manchmal noch „schlechte Tage“, an denen er besonders schreckhaft ist und sich vor fremden Menschen oder Hunden lieber „in Sicherheit“ bringt, aber die meiste Zeit genießt er ein normales Hundeleben. Auf unseren Streifzügen durch die Natur vergisst er seine Vergangenheit. Die Nase auf dem Boden, den Schwanz in die Höhe inhaliert er seine Umwelt. Einem Hasen oder Reh kann er nicht widerstehen, kommt aber spursicher immer zu uns zurück. Er spielt manchmal mit anderen Hunden oder auch mit Spielzeug, er bellt, wenn Fremde an die Pforte kommen und immer häufiger will er den Besuch auch vorsichtig begrüßen.
Seit einem halben Jahr gehen wir gemeinsam zum Degility, auch an dieses neue Umfeld hat er sich schnell gewöhnt und absolviert die Übungen inzwischen souverän.
Die schönsten Momente sind jedoch, wenn er uns zaghaft wedelnd, mit lachenden Augen freudig begrüßt oder er morgens ins Bett springt, sich streckt und dann rollt, damit er gestreichelt wird.
Und mir kommen noch heute die Tränen, wenn er zur Nacht vorsichtig ins Bett springt und sich zart zwischen die Kopfkissen legt und sich an uns drückt.