Aris...oder alles kam anders als geplant...

Alles fing damit an, dass der 13 jährige Foxterrier meiner damals 77 jährigen Oma verstarb. Unbedingt wollte diese aber wieder einen Hund haben und nach langem bitten und flehen setzte ich mich hinter meinen PC und suchte nach einem kleinen älteren Hund, nachdem wir in den Norddeutschen Tierheime nichts 

DSC01561Passendes gefunden haben. Es dauerte nicht lange, da stieß ich im Internet auf ein Photo.

Die Überschrift war folgende:

 

 

Aris, liebevoller Familienhund

Zu dem Zeitpunkt war er 7 Jahre alt und saß in der Tötung auf Zypern. Dieses sollte ich allerdings erst am Telefon erfahren... 7 Jahre lang soll dieser arme Kerl in einer Familie gelebt haben, die ihn dann einfach in einer Tötungsstation entsorgt haben. Kaum zu glauben zu was Menschen fähig sind ;-(. Leider waren schon damals die örtlichen Tierheime überfüllt und nur durch die Vermittlung konnte er  diesem Ort entkommen.
Damals, es war der 24.05.2010 ließen wir ihn sofort reservieren und warteten ungeduldig auf seine Ankunft.
Was gingen uns für Gedanken durch den Kopf....
Was hatten wir gemacht ?. Hatten wir doch die Katze im Sack gekauft.
Nichts wussten wir über diesen Hund. Erzählen konnte man uns ja vieles....
So vergingen die Tage viel zu langsam mit einem Gemisch aus Vorfreude, Angst und Zweifeln was uns erwarten wird.
Endlich, am 11.06.14 war der Tag der Ankunft gekommen. Der Flieger landete und endlich konnte ich (damals wusste ich es noch nicht) meinen Aris in Empfang nehmen. Sofort schmiegte er sich eng an mich und wirkte gleich aufgeschlossen und neugierig.

Aris lebte sich schnell gut ein, jedoch merkte ich, dass er mehr brauchte als kurze Runden ums Haus. Also kam ich jeden Tag nach der Arbeit um Aris zu langen Spaziergängen abzuholen. Anfangs hatte er noch vor allem schnell bewegtem Angst. Leider ist er kein Hund der dann wegläuft sondern er geht drauf zu und will es beißen. Also begann ich mit ihm zu trainieren. Immer wenn etwas auf uns zukam, rief ich ihn zu mir heran und belohnte ihn mit besonderen Leckereien. Schnell lernte er dass er zu mir kommen muss wenn ihm etwas nicht geheuer war. So sehr liebte er seine Fleischwurst.
8 Wochen nach seiner Ankunft machten wir die Prüfung zur Leinenbefreiung. Seit dem wird er nur noch dann angeleint wenn es sich nicht umgehen lässt.
Aris und ich wurden ein gutes Team und bald teilten meine Oma und ich uns den Hund. Von Mittwoch bis Sonntagabend war er bei mir, und die übrigen Tage bei meiner Oma. Leider fiel uns der Abschied Sonntags immer schwerer. Nur knapp 1 Jahr nach seiner Ankunft zog er dann ganz bei mir ein.

Nun hatte ich also einen Hund !!!


Da Aris ein Hund ist der viel Input braucht meldete ich mich zunächst in einem Hundeverein an. Schnell bemerkten wir dass er einen riesigen Spaß am Agility hat, Unterordnung dafür gar nicht mag. Gegen viel Widerstand setzte ich mich auch hier durch. Was nützt mir denn ein Hund der auf dem Hundeplatz funktioniert wie ein Uhrwerk aber in freiem Gelände nur Halligalli macht wie die gut funktionierenden Hunde der „Hundetrainer"?. Meiner funktionierte doch auch gut wenn er sich nicht ganz dicht an mein Bein drückt.... Er war immer Abrufbar, selbst wenn er spielte oder Vögel jagte, hörte auf Kommandos wie „stop", „warte" oder „bleib". Es hätte alles so schön sein können....

rund um den 1.Mai 037

Leider hatte das Schicksal mit uns etwas anderes geplant.
Im September 2013 erblindete Aris plötzlich beidseitig und das innerhalb einer Woche ! Anfangs hofften wir noch auf einen grauen Star den wir dann operieren lassen wollten.
Leider zerschlug sich auch dieser Hoffnungsschimmer bei einer Voruntersuchung zur OP. Aris hat eine PRA wurde uns erklärt, das sei eine irreperable Auflösung der Netzhaut.
Der Schock saß tief und ich brach noch in der Tierarztpraxis in Tränen aus. Mein Aris sollte blind bleiben ?. Nie mehr das Meer sehen das er doch so liebte ? Und mir nie wieder in die Augen blicken ? Er tat mir so leid.
Er war am Boden zerstört. Gassi gehen wurde für ihn zur Tortur und seine beste Hundefreundin Cree, die zu dieser Zeit bei uns in Pflege war schikanierte ihn wo sie nur konnte. Überall stieß er an und war dann immer ganz verzweifelt. Immer wieder verlor er die Orientierung.
Trotz allem gaben wir nicht auf. Wir verkürzten die Gassiwege nicht und wenn er drohte irgendwo anzustoßen warnte ich ihn mit dem Wort „Vorsicht" oder „Stop". Auch Kommandos wie „Treppe" oder „Loch" lernte er ganz schnell. Ich musste lernen auf Unebenheiten, oder Hindernisse auf den Wegen zu achten. Natürlich hatten wir auch den einen oder anderen Unfall während dieser Zeit zu beklagen. So ist Aris einige Male unfreiwillig baden gegangen.
Wir trainierten gezielt die Nase und schon bald konnte Aris wieder ohne Leine überall herumlaufen.
Inzwischen hat er sich nicht nur zurück in sein altes Leben gekämpft, sondern er hat noch vieles dazu gelernt.

Er hat einen Ball mit einem kleinen Glöckchen im inneren, den er begeistert bringt wenn er geworfen wird, er kann wieder frei am Fahrrad mitlaufen, er kann wieder Agility machen und er hat neue Hundesportarten wie Degility und ZOS (Zielobjektsuche) dazugelernt.

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Heute, gut ein Jahr nach seiner Erblindung, ist er wieder ein ganz normaler, fröhlicher Hund. Er bewegt sich genauso frei wie die sehenden Artgenossen.
Leute die ihn nicht kennen, merken nicht dass er blind ist. Andere glauben zu wissen: "Der muss doch noch was sehen" weil er so normal ist und scheinbar immer Blickkontakt sucht. Er ist ein so liebevoller, und anhänglicher Hund. Und... er ist ein Kämpfer. Ich bin so stolz auf ihn denn er hat sich gleich zweimal aus einer scheinbar aussichtslosen Situation herausgekämpft.
Nein, mit seinen Augen sieht er nichts mehr. Aber mit seinem Herzen sieht er alles, vielleicht sogar viel mehr als wir sehenden....

Aris ist nun 11 ½ Jahre alt und ich wünsche mir noch eine lange und vor allem gesunde Zeit mit ihm. Er ist das wichtigste in meinem Leben und das möchte ich ihm zeigen. An jedem einzelnen Tag seines hoffentlich noch langen Lebens....